Werden 12'239 Bitcoin bald wertlos?
Über 10’000 Bitcoin könnten bald wertlos werden – und kaum jemand ahnt warum. Was steckt hinter dieser brisanten Entwicklung?

12'239 Bitcoin könnten bald wertlos werden.
Und ja, wenn du dich nicht schützt, könnte es auch deine Coins treffen. Grund dafür ist eine unvermeidbare Entwicklung im Bitcoin-Netzwerk.
Um es kurz zu machen: Wenn die Bitcoin-Adoption weiter zunimmt, werden die Transaktionsgebühren ansteigen. Und je höher sie ansteigen, desto mehr UTXOs gibt es, die nicht mehr bewegt werden können.
Nun hat ein Nutzer auf X erstmals eine Berechnung durchgeführt, die die Verteilung der UTXOs im Netzwerk zeigt. Die Ergebnisse überraschen.
Aber beginnen wir von vorne...
Warum werden Transaktionsgebühren steigen?
Bitcoin ist ein begrenztes Gut. Das gilt nicht nur für die Gesamtmenge der Coins, sondern auch für den Platz in einem Block. Vereinfacht gesagt, hat jeder Block eine maximale Grösse von 4 Megabyte. Damit werden im Schnitt etwa 4'000 Transaktionen pro Block verarbeitet.
Das mag auf den ersten Blick nach viel klingen, ist in der Praxis allerdings ziemlich wenig.
Zum Vergleich: Visa wickelt alle 10 Minuten etwa 5 Millionen Transaktionen ab.
Mit wachsender Adoption von Bitcoin als Zahlungsmittel steigt auch die Zahl der Überweisungen. Doch da der Platz in Blöcken begrenzt ist, können nicht alle Transaktionen sofort verarbeitet werden.
Die Folge? Ein Biet-Wettbewerb.
Nutzer bieten höhere Gebühren, damit ihre Transaktionen priorisiert behandelt werden.
Aktuell sind die Netzwerkgebühren sehr tief. Sie betragen lediglich 2 Satoshis pro virtuellen Byte (2 sat/vB). In der Vergangenheit waren sie aber auch schon bei 1'000 sat/vB.
Was das genau zu bedeuten hat, schauen wir uns gleich an.
Bitcoins Sicherheitsproblem
Eine wachsende Adoption ist nicht nur zu erwarten, sie ist für Bitcoins langfristige Gesundheit sogar vonnöten. Ohne höhere Gebühren könnte das Netzwerk in ein Sicherheitsproblem geraten.
Warum das so ist? Weil sich die Blocksubvention alle 4 Jahre halbiert. Irgendwann ist sie so gering, dass Miner ausschliesslich von den Transaktionsgebühren leben werden. Wenn diese nicht ausreichen, um alle Mining-Kosten zu decken, müssen Miner ihre Geräte abstellen. Dadurch würde Bitcoin angreifbar werden.
Lass mich auf X wissen, falls ich über das Sicherheitsproblem einen eigenen Beitrag erstellen soll.
Wie dem auch sei, wir halten fest: Bitcoins Gebühren müssen steigen.
Und das werden sie auch, wenn die Akzeptanz von Bitcoin als Zahlungsmittel zunimmt.
Höhere Gebühren = Mehr unbewegliche UTXO
So wären standardmässige Gebühren von 500 sat/vB in der Zukunft gar nicht so unrealistisch. Doch für ein paar Leute könnten so hohe Gebühren problematisch sein – vor allem für Leute mit vielen kleinen UTXOs.
Was meine ich damit?
Jede Bitcoin-Transaktion, die auf deiner Wallet eingeht, repräsentiert ein UTXO. Hast du beispielsweise einen monatlichen Sparplan und sendest deine Bitcoin direkt an deine eigene Wallet, werden pro Jahr 12 UTXOs kreiert.
Damit diese Wertblöcke ausgegeben werden können, ist eine bestimmte Datenmenge erforderlich – abhängig von der Anzahl der Outputs sowie vom Adress- und Transaktionstyp.
Kurz gesagt und stark vereinfacht: Ein UTXO benötigt rund 200 vB.
Diese Datenmenge, kombiniert mit der Netzwerkaktivität, bestimmt letztendlich die Transaktionsgebühren.
Lass uns zwei Beispiele dazu machen:
Angenommen, du hast einen UTXO von 100'000 Satoshis in deiner Wallet. Diesen möchtest du versenden. Wie erwähnt, sind die aktuellen Netzwerkgebühren bei 2 sat/vB und die Datenmenge des UTXO bei 200 vB. Deine Transaktion kostet also 400 Satoshis (2 sat/vB * 200 vB = 400 Satoshis) und beim Empfänger werden 99'600 Satoshis ankommen.
Nun gehen wir davon aus, dass die Netzwerkgebühren ansteigen und zukünftig bei 500 sat/vB sein werden. Dieselbe Transaktion wurde deutlich teurer. Sie kostet jetzt 100'000 Satoshis (500 sat/vB * 200 vB = 100'000 Satoshis). Somit würde der Empfänger keinen einzigen Satoshi erhalten. Mit anderen Worten: Deine 100'000 Satoshis können nicht mehr bewegt werden und sind in gewisser Weise wertlos.
Es ist etwa so, wie wenn du mit dem Auto eine 20-Euro-Note von München nach Zürich transportierst. Bis zu am Ziel bist, wurde das Geld längst für Sprit aufgebraucht.
Merke dir: Je höher die Aktivität im Netzwerk, desto mehr UTXOs gibt es, die nicht mehr bewegt werden können.
Die Verteilung der UTXOs im Bitcoin-Netzwerk
Wicked, ein Nutzer auf X, hat sich Bitcoins Transparenz zu Nutze gemacht. Zum ersten Mal in der Geschichte hat er jede UTXO in jedem Block und jeder Transaktion angeschaut. Er wollte wissen, wie die UTXOs im Netzwerk verteilt sind und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Für seine Analyse brauchte er mehrere Monate.
Glücklicherweise benötigen wir zum Anschauen der Ergebnisse nur zwei Minuten. Also lass uns direkt reinstarten.
Insgesamt existieren über 184 Millionen UTXOs.
Während der Median bei 1000 Satoshis liegt, beträgt der Durchschnittswert 10 Millionen Satoshis bzw. 0,1 Bitcoin. Diese beiden Kennzahlen haben sich seit dem Start des Netzwerks immer weiter reduziert.

Ebenfalls spannend? Der höchste UTXO-Wert liegt bei über 156'000 Bitcoin. Der tiefste hingegen, wer hätte es gedacht, bei 1 Satoshi.
Betrachtet man die verschiedenen Bereiche, fällt etwas auf: Über die Hälfte aller jemals existierenden Coins haben eine UTXO-Grösse von mindestens 100 Bitcoin. Der Grossteil davon gehört vermutlich Börsen und Fondsmanagern. Weitere 7 Millionen sind im Bereich von 1-100 Bitcoin. Und knapp 1,7 Millionen Coins werden von UTXOs mit einer Grösse von weniger als 1 Bitcoin repräsentiert.
Noch interessanter wird es, wenn man sich anschaut, wie viele Coins nicht mehr bewegt werden können: Heute sind es lediglich 0,11 Bitcoin. Diese UTXOs sind mit 100 Satoshis kleiner als die benötigte Datenmenge, um sie zu versenden. Doch würde die Netzwerkgebühr tatsächlich auf 500 sat/vB ansteigen, könnten 12'239 Bitcoin unbeweglich werden. Insgesamt gibt es über 145 Millionen UTXOs mit einer Grösse von 100'000 Satoshis oder weniger.
Nochmals: 12'239 Bitcoin könnten wertlos werden!
Diese Zahl ist schockierend. Sie ist schockierend, weil es zehntausende Kleinanleger treffen kann. Zehntausende, die sich nicht über Gebühren und UTXOs informieren.
Falls du dich bereits vertieft damit auseinandergesetzt hast: Gratuliere! Dir steht dem Erfolg mit Bitcoin nichts mehr im Weg.
Und falls du dich noch nicht mit UTXOs auseinandergesetzt hast: Keine Sorge! Zukünftige Netzwerkgebühren von 500 sat/vB sind alles andere als in Stein gemeisselt. Ich gebe sogar zu: Für einen dramatischeren Titel habe ich die Zahl etwas höher angesetzt. Dennoch ist es wichtig, dass du dich über UTXO-Management informierst.
Zum Glück bist du hier bei BitcoinReise. Ich habe dem Thema bereits einen eigenen Artikel gewidmet.
Du findest ihn hier! 👇
