Warum 1 Bitcoin schwer zu erreichen ist (und die nächsten noch schwerer)
1 Bitcoin ist der Traum von vielen. Doch ist dieses Ziel heute überhaupt noch realistisch? Warum ist es so schwer, einen ganzen Coin zu erreichen?
„Die ersten CHF 100.000 sind die schwersten.“
Anschliessend wirkt der Zinseszinseffekt und der Reichtum beginnt sich fast wie von selbst zu vermehren. Während die anfänglichen Jahre des Sparens oft zäh und langwierig sind, beschleunigt sich der Prozess der Vermögensbildung mit wachsendem Kapital exponentiell. Doch was passiert, wenn wir diese Dynamik auf Bitcoin übertragen?
Ist der erste Bitcoin am schwierigsten? Wird es danach einfacher?
Nein! Der erste Bitcoin ist tatsächlich nur sehr schwer zu erreichen. Danach wird es aber nicht einfacher. In Wirklichkeit wird es noch viel schwerer.
Warum ist das so?
Das werden wir heute herausfinden. Ausserdem wirst du erfahren, ob es heute noch realistisch ist, einen ganzen Bitcoin anzuhäufen.
Die Magie des Zinseszinses im traditionellen Finanzsystem
Im traditionellen Finanzsystem dreht sich alles darum, eine bestimmte Schwelle zu erreichen, um den Zinseszinseffekt in Gang zu setzen.
Stell dir vor, du legst CHF 10'000 in einen ETF an. Wenn wir von einer durchschnittlichen Rendite von 7% pro Jahr ausgehen, werden daraus in einem Jahr CHF 10'700. Klingt noch nicht nach viel, oder?
Nun kommt der Trick:
Im zweiten Jahr verdienst du nicht nur 7% auf die ursprünglichen CHF 10'000, sondern auch auf die CHF 700, die im ersten Jahr hinzugekommen sind. Jetzt beträgt dein Gewinn also bereits CHF 749, was dich zu einem Total von CHF 11'449 bringt.
So wächst das Kapital Jahr zu Jahr.
Auf den ersten Blick wirkt dieser "Zins auf Zinsen" unspektakulär. Über einen längeren Zeitraum jedoch entfaltet er seine enorme Wirkung. Nach 10 Jahren hättest du dein Vermögen bereits verdoppelt. Nach 35 Jahren wärst du bei CHF 100'000. Und nach 45 Jahren würdest du über CHF 200'000 verfügen.
Bitte beachte, dass ich zur Veranschaulichung das Renditereihenfolge-Risiko bewusst nicht berücksichtigt habe.
Nun...
Wie sieht es bei Bitcoin aus?
Hätten wir die CHF 10'000 vor 10 Jahren in Bitcoin gesteckt, hätten wir CHF 100'000 bereits 2 Jahre und 10 Monate später erreicht. Für CHF 200'000 benötigte es damals lediglich 3 weitere Monate.
Auch hier gilt: Die ersten CHF 100‘000 sind die schwersten.
Wenn unser Ziel aber nicht ein Betrag in Schweizer Franken, sondern ein Betrag in Bitcoin ist, müssen wir umdenken.
In unserer Welt wird es immer schwieriger einen ganzen Bitcoin zu erreichen. Wir tauschen Geld, das stetig an Wert verliert, in Geld, das immer wertvoller wird. Es ist ein Wettrennen, das kaum gewonnen werden kann.
Lass mich diese Dynamik anhand eines Beispiels erklären.
Niklas, Julia, und Max sind 3 gute Freunde. 3 Freunde, die einen ähnlich hohen Lohn und eine ähnlich hohe Sparrate haben. CHF 500 pro Monat kann jeder von ihnen auf die Seite legen.
Bitcoin haben sie allerdings zu unterschiedlichen Zeiten entdeckt.
Niklas ist Softwareentwickler und wurde schon früh auf Bitcoin aufmerksam. Am 1. Januar 2016 entschied er sich, seine komplette Sparrate in Bitcoin zu stecken. Er hatte Glück. Sein Ziel von 1 Bitcoin erreichte er bereits mit der ersten Investition. Der nächste dauerte lediglich einen weiteren Monat.
Mit grosser Freude erzählte er Julia und Max davon. Doch für die beiden war Bitcoin zu technisch und kompliziert. Deshalb ignorierten sie ihn.
Vorerst.
Ein paar Jahre später wandte sich Julia nochmals an Niklas. Sie wusste, dass er noch immer Bitcoin kauft. Nach mehreren Gesprächen war sie schliesslich überzeugt und begann ihre Sparrate von CHF 500 pro Monat ebenfalls in Bitcoin anzulegen. Sie startete am 1. Januar 2020 mit dem Ziel, 1 Bitcoin zu erreichen.
Bei Julia dauerte es aufgrund des gestiegenen Bitcoin-Preises deutlich länger als bei Niklas – 2 Jahre und 9 Monate, um genau zu sein.
Max dachte zu diesem Zeitpunkt noch immer, dass Bitcoin ein Schneeballsystem ist. Erst als sein Bankkonto unerwartet gesperrt wurde, hinterfragte er das aktuelle Finanzsystem. Am 1. Januar 2024 begann er dann ebenfalls, CHF 500 jeden Monat in Bitcoin anzulegen.
Heute hält Niklas schon 17 BTC, und Julia knapp 1,5 BTC. Max hingegen ist gerade mal bei 0,1 BTC.
Wenn der Preis weiter so ansteigt, wird Max nie einen ganzen Bitcoin voll kriegen.
Wie hoch müsste Max' Sparplan sein, damit er sein Ziel von einem Bitcoin irgendwann erreicht?
Ist 1 Bitcoin heute überhaupt noch realistisch?
Das hängt natürlich davon ab, wie sich der Bitcoin-Preis entwickelt. In den vergangenen 10 Jahren war die durchschnittliche jährliche Rendite bei ca. 45%.
Werden wir die nächsten Jahre einen ähnlichen Zuwachs sehen, wird Max nie mehr als 0,37 Bitcoin sein Eigen nennen können. Denn seine monatliche Investition von CHF 500 fällt spätestens in 15 Jahren kaum mehr ins Gewicht.
Sind wir etwas konservativer und gehen von einer jährlichen Rendite von 30% aus, würde es Max in 20 Jahren auf 0,5 Bitcoin schaffen. Nur wenn die Rendite maximal 11,6% beträgt, könnte er mit seinem Sparplan 1 Bitcoin erreichen.
Ich glaube wir sind uns einig, dass ein solcher Anstieg für Bitcoin eher enttäuschend wäre. Schliesslich würde Bitcoin die 100'000er-Marke in diesem Szenario erst 2030 durchbrechen.
Möchte Max wirklich einen ganzen Bitcoin akkumulieren, müsste er mit einer monatlichen Sparrate von CHF 1'350 gestartet haben – zumindest, wenn der Anstieg in Zukunft derselbe ist wie in der Vergangenheit. Falls die jährliche Rendite zukünftig bei 30% liegt, reicht eine Sparrate von CHF 1'000 aus. Bei einer Rendite von 18% hingegen müssten CHF 680 pro Monat genügen, um auf 1 Bitcoin zu kommen.
Bitte beachte, dass auch bei dieser Aufstellung das Renditereihenfolge-Risiko nicht einberechnet wurde. Gerade bei Bitcoin kann es ja zu sehr hohen Schwankungen kommen.
In der Realität werden die Zahlen entsprechend leicht abweichen.
Wie man mit dieser Herausforderung umgehen kann
Vielleicht schaust du dir gerade die Übersicht an und merkst, dass du weit entfernt davon bist, jemals 1 Bitcoin zu besitzen. Vielleicht bleibt es für dich ein Traum. Du siehst keine Möglichkeit, deine Sparrate auf CHF 1000 zu erhöhen. Dein Job wirft zu wenig ab und die Kosten, um deine Familie zu ernähren, sind zu hoch.
Keine Sorge!
Bitcoin ist auf 21 Millionen begrenzt. Und niemand kann mehr davon produzieren.
Wenn man den gesamten Bitcoin-Bestand auf die Weltbevölkerung gleichmässig aufteilen würde, hätte jeder 0,002625 Bitcoin (21'000'000 / 8'000'000'000). Hört sich das eher nach einem erreichbaren Ziel an?
Wie sieht es mit 0,162 oder 0,36 Bitcoin aus?
Vermutlich denkst du dir jetzt: "Warum genau 0,162 oder 0,36?" Das erfährst du, wenn du auf die Zahlen klickst.