Gestern El Salvador, morgen die Schweiz: Warum dein Land bald Bitcoin kaufen wird!

Nicht mehr lange, und Staaten werden Bitcoin adoptieren. Ein solches Ergebnis sagt die Spieltheorie voraus. Worum es sich bei dieser Theorie handelt? Das erfährst du hier!

Gestern El Salvador, morgen die Schweiz: Warum dein Land bald Bitcoin kaufen wird!

Stell dir vor: Die US-Notenbank Fed verkündet, dass sie seit April 2024 Bitcoin kauft, um ihre Bilanz zu stärken. Im ersten Jahr plant sie, $3,5 Milliarden anzulegen, was einem Anteil von nicht mal 0.05% ihrer totalen Vermögenswerte entspricht.

Würden die anderen Länder bei einer solchen Mitteilung tatenlos zusehen?

Wohl kaum.

Die Schweiz würde ihre Währung ebenfalls stärken wollen und könnte sich dazu entscheiden, einen Teil ihrer Devisenreserve in Bitcoin umzuschichten. 0,1% würden bereits 700 Millionen Schweizer Franken ausmachen.

Kanada, Singapur, Hongkong, Australien und vielleicht sogar die EU könnten daraufhin folgen.

Unmengen an Kapital würden so in Bitcoin fliessen.

Wahrscheinlich denkst du dir jetzt: "So etwas wird niemals passieren!".

Nun ja... Mit der EU könntest du recht behalten. Sie ist ja bekannt dafür, dass sie bei Innovationen gerne mal hinterherhängt. Doch für die anderen Regionen bzw. Länder scheint ein solches Szenario gar nicht so unwahrscheinlich.

Grund dafür ist ein interessantes ökonomisches Konzept:

Die Spieltheorie.

Was ist die Spieltheorie?

Die Spieltheorie ist eine Methode, um das Verhalten von Menschen in bestimmten Situationen vorherzusagen. Sie berücksichtigt dabei, dass der Erfolg eines Einzelnen nicht nur vom eigenen Handeln abhängt, sondern auch von den anderen Akteuren im Markt.

Der Begriff „Spieltheorie” kommt ursprünglich von Gesellschaftsspielen wie Schach oder Mühle. Jeder Zug, der im Spiel gemacht wird, muss vom Gegner gekontert werden.

Die strategischen Entscheidungen, die die Spieler treffen, bestimmen letzten Endes, wer das Spiel gewinnt und wer es verliert.

Heute wird die Spieltheorie von Unternehmen genutzt, um das rationale Verhalten seiner Mitbewerber vorherzusagen und geeignete Strategien abzuleiten. Dazu werden Entscheidungssituationen simplifiziert und dessen Auswirkungen für gewöhnlich in einer Matrix dargestellt. Zum Schluss wird diese Entscheidungsmatrix genutzt, um Handlungskonzepte zu entwickeln.

Lass mich die Spieltheorie an einem einfachen Beispiel verdeutlichen.

Ein Beispiel mit Audi und BMW

Audi und BMW möchten ihren Umsatz steigern. Beide Autobauer kennen den Markt und wissen, dass es zwei Möglichkeiten gibt, mehr Autos zu verkaufen: Preise senken oder Werbung schalten.

Die zwei Unternehmen haben also beide zwei verschiedene Optionen, was insgesamt zu vier unterschiedlichen Szenarien führt.

Für jedes Szenario wurden Punkte vergeben. Je mehr Punkte, desto besser die Strategie. Die Annahmen dazu sind die folgenden:

  1. Schalten beide Werbung, bekommen zwar beide die Aufmerksamkeit der Kunden, müssen sich diese jedoch mit dem Konkurrenten teilen.
  2. Schaltet BMW Werbung und Audi reagiert mit einer Preissenkung, hat zwar BMW die grössere Aufmerksamkeit, die Preissenkung von Audi funktioniert aber besser.
  3. Senkt BMW die Preise und Audi schaltet Werbung, verhält sich der Erfolg in gleicher Weise.
  4. Senken beide die Preise, wird es von Kunden nicht als Rabatt wahrgenommen und die Umsatzsteigerung bleibt aus.

Kennt man die Ergebnisse, lassen sich dominante Strategien ableiten:

  • Als First Mover ist es stets die dominante Strategie, die Preise zu senken. Das Unternehmen, welches nachzieht, hat keinen Anreiz ebenfalls die Preise zu senken. Es wird Werbung schalten.
  • Befürchtet man beispielsweise, dass die Konkurrenz ihre Massnahme schneller umsetzt, ist die Option "Werbung schalten" die sichere Variante.
  • Schaltet ein Unternehmen zuerst Werbung und das andere Unternehmen senkt die Preise, ist es für beide Unternehmen die dominante Strategie, bei ihrer Wahl zu bleiben. Ein Wechsel würde für beide eine Verschlechterung bringen.

In diesem Beispiel kann sich weder Audi noch BMW individuell besser stellen, wenn es einseitig von seiner Strategie abweicht.

Ein Musterbeispiel eines Nash-Gleichgewichts.

Nun...

Was hat die Spieltheorie mit der Adoption von Bitcoin in Ländern zu tun?

Lass mich ein weiteres Beispiel machen. Dieses Mal aber nicht mit Audi und BMW, sondern mit der Schweiz und USA. Die zwei Optionen, die die Länder haben, sind "Bitcoin kaufen" und "Bitcoin ignorieren".

Genauso gilt hier: Je höher die Punktzahl, desto grösser der Nutzen.

Folgende Annahmen führen zu der obenstehenden Bewertung:

  1. Ignorieren beide Länder die dezentrale Währung, passiert nichts. Der Nutzen bleibt unverändert.
  2. Wenn ein Land Bitcoin kauft und dies verkündet, wird es zu einer Preisexplosion kommen. Das stärkt die eigene Bilanz und bringt einen geopolitischen Vorteil gegenüber dem Land, das Bitcoin ignoriert.
  3. Kaufen beide Länder den digitalen Vermögenswert, wird es zu einem noch gewaltigeren Preisanstieg kommen. Zudem können beide von einem positiveren Netzwerkeffekt profitieren.

Unter diesen Annahmen bringt die Option "Bitcoin kaufen" sowohl für die USA als auch für die Schweiz den grössten Nutzen. Rational betrachtet müssten also beide Länder Geld in Bitcoin anlegen. Da ein Abweichen von dieser Strategie zu einem schlechteren Ergebnis führt, existiert (ähnlich wie beim Beispiel mit den Autobauern) ein Nash-Gleichgewicht.

Bitte beachte: Die Realität ist natürlich weitaus komplexer. Ein Staat sieht die Preissteigerung von Bitcoin wohl kaum als Vorteil, wenn er dadurch einen Teil seines Währungsmonopols aufgibt.

Und dennoch:

In Wirklichkeit stehen nicht nur die USA und die Schweiz im Wettbewerb, sondern auch China, Japan, Südafrika, Costa Rica, Deutschland und jede andere Nation. Das Land, das den ersten Zug im globalen Schachspiel wagt, hat gegenüber den anderen Ländern einen grossen Vorteil: Es kann von günstigeren Einstiegspreisen profitieren.

Aus diesen Gründen werden vermutlich Länder, die keine eigene Währung haben (oder von hohen Inflationsraten betroffen sind), Bitcoin zuerst adoptieren.

Der Vorreiter El Salvador

Das kleine Land in Zentralamerika hat im September 2021 die digitale Währung offiziell als Zahlungsmittel eingeführt und einen Teil seiner Reserven in Bitcoin angelegt. Über 5700 Coins sind inzwischen im Besitz des Landes.

Fast 3 Jahre später lässt sich eine Zwischenbilanz ziehen:

Die Verbreitung von Bitcoin im Land ist ernüchternd. Es fehlt an Aufklärung und Bildung. Die dezentrale Währung wird im Alltag kaum genutzt.

Und trotzdem war die Entscheidung, Bitcoin zu adoptieren, nicht umsonst. Die Rendite der Investition (gemessen in US Dollar) beläuft sich auf einen 3-stelligen Millionenbetrag, der Tourismusumsatz hat sich verdoppelt, die Kreditwürdigkeit wurde verbessert und El Salvador befindet sich auf einem guten Weg, bis 2030 schuldenfrei zu sein.

Klar, dass andere Länder das Experiment in El Salvador aufmerksam verfolgen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis eine weitere Regierung einen ähnlichen Weg beschreiten wird.

Du glaubst immer noch nicht, dass Länder Bitcoin kaufen werden?

Nun...

Wer hätte vor 5 Jahren gedacht, dass überhaupt ein Land Bitcoin als Zahlungsmittel einführen wird? Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass Institutionen einen Teil ihrer Reserven in Bitcoin anlegen? Und wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass Bitcoin so lange überleben wird?

Das Narrativ hat sich über die Jahre verändert.

Während in der ersten Halving Epoche nur Cypherpunks von der dezentralen Währung gehört haben, wurde sie 2013 und 2014 bereits von Kriminellen genutzt. 1-2 Jahre später kamen dann die Nerds hinzu, bevor das Netzwerk 2017 von Spekulanten überrannt wurde. Daraufhin folgten die langfristigen Anleger und die ersten kleineren Firmen. 2021 schliesslich das erste Land. Und heute? Heute haben mehrere Institutionen den digitalen Vermögenswert auf ihrer Bilanz.

Gut möglich, dass in dieser Halving Epoche mehrere Staaten Bitcoin für sich entdecken.

Spieltheoretisch könnte es letztendlich Sinn ergeben.