Hat Bitcoin sein Zyklus-Top bereits hinter sich?

Bitcoin liegt aktuell rund 25% unter seinem Allzeithoch. Viele fragen sich nun: Haben wir das Zyklus-Top bereits hinter uns? Die Argumente sind zahlreich – sowohl dafür als auch dagegen.

Hat Bitcoin sein Zyklus-Top bereits hinter sich?

Bitcoin hat am 20. Januar 2025 ein Allzeithoch von 108.786 USD erreicht.

Doch der sechsstellige Preis hielt sich nicht lange. In den vergangenen drei Monaten hat der Kurs um 25% nachgelassen.

Die Gründe für den Preisrückgang sind verschieden. Im Vordergrund steht vor allem Trumps neue Zollpolitik, die für Unsicherheiten am Markt sorgt. Bitcoins Preis blieb davon nicht verschont.

Mit einem so hohen Abstand zum alten Hoch stellen sich nun viele die Frage: Hat Bitcoin sein Zyklus-Top schon hinter sich?

Bitcoin-Zyklen im Überblick

Historisch gesehen bewegt sich Bitcoin in einem klaren Rhythmus: Vierjahreszyklen, angetrieben vom sogenannten Halving.

Ein eingebauter Mechanismus sorgt dafür, dass sich die Menge der neu geschürften Coins alle 210.000 Blöcke halbiert. Bisher kam es nach jedem Halving zu neuen Höchstständen:

  • 2013: Zyklus-Top bei 1.150 USD – etwa 12 Monate nach dem Halving
  • 2017: Zyklus-Top bei 19.500 USD – etwa 18 Monate nach dem Halving
  • 2021: Zyklus-Top bei 69.000 USD – etwa 19 Monate nach dem Halving

2025 haben wir bereits ein Hoch von über 100.000 USD erreicht. Es scheint, als hätte sich der Trend auch in diesem Jahr fortgesetzt. Doch war das schon alles?

Warum das Zyklus-Top bereits erreicht ist

Einige Gründe lassen vermuten, dass das tatsächlich der Fall ist. Hier sind die zwei relevantesten:

1. Die ETF-Euphorie ist weg

Am 11. Januar 2024 wurden die Bitcoin-Spot-ETFs in den USA zugelassen. Dadurch erhielten institutionelle Investoren, Family Offices und andere Anleger einen einfachen Zugang zum digitalen Vermögenswert.

Die Zulassung markierte einen wichtigen Schritt in Bitcoins globaler Adoption. Nicht nur begann kurz darauf eine enorme Preisrallye, der ETF von BlackRock legte sogar den besten ETF-Start aller Zeiten hin. Inzwischen hält er über 570.000 Bitcoin.

Allerdings hat sich der Wind Anfang Februar gedreht, und die ETFs mussten einige Abflüsse verzeichnen.

Bitcoin-Spot-ETFs Zuflüsse

Es scheint, als sei die ETF-Euphorie vorerst vorbei.

2. Unsicherheiten am Markt

Vor zwei Wochen hat Trump verkündet, welche Zölle er gegenüber welchen Nationen erheben wird. Dies sorgte zunächst für einen Abverkauf an den globalen Finanzmärkten.

Nach weiteren Ankündigungen hat sich der Markt zwar etwas erholt, eine gewisse Nervosität bleibt aber bestehen. Werden die Zölle wieder gesenkt? Wie verhält sich China? Wird der Handelskrieg weiter eskalieren? Und wird die Fed die Zinsen senken und frisches Geld in den Markt pumpen?

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine klaren Antworten darauf.

Diese Entwicklungen sorgen dafür, dass Marktteilnehmer riskante Vermögenswerte abstossen. Bitcoin gehört hier aus Sicht der meisten Anleger ebenfalls dazu. Und das, obwohl der digitale Vermögenswert keinem Gegenparteirisiko unterliegt und von niemandem kontrolliert werden kann. Falls Leute das Vertrauen in den US-Dollar verlieren und nach einer anderen Reservewährung suchen, könnte Bitcoin sogar als Gewinner hervorgehen.

Wie dem auch sei: Kurzfristig könnten turbulente Zeiten bevorstehen, und das könnte den Bitcoin-Preis weiter unter Druck setzen.

Warum das Zyklus-Top noch nicht erreicht ist

Doch es gibt auch starke Argumente dafür, dass das Zyklus-Top noch vor uns liegt. Hier sind die drei wichtigsten:

1. Die Struktur der Zyklen

In der Vergangenheit wurden die Höchststände jeweils 12 bis 19 Monate nach dem Halving erreicht – bisher immer gegen Ende des Jahres.

Nun, das letzte Halving fand genau vor einem Jahr statt – am 20. April 2024. Würde konkret bedeuten: Das Zyklus-Hoch wird erst später im Jahr zu sehen sein.

Zudem kam es in früheren Zyklen ebenfalls zu grösseren Korrekturen. Im Bullenmarkt von 2017 stürzte der Preis beispielsweise sechsmal um über 30% ab. Und im Jahr 2021 stellte Bitcoin sogar nach einem Preisrückgang von 55% ein neues Allzeithoch auf.

Vielleicht ist das aktuelle Geschehen nur eine gesunde Korrektur.

2. Der Retail-Hype fehlt noch

Die bisherigen Kursgewinne wurden hauptsächlich von Institutionen getrieben. Klassische Privatanleger blieben bisher auffällig ruhig.

Das zeigt sich unter anderem an den Google-Suchanfragen nach dem Begriff "Bitcoin". Sie lagen deutlich unter dem Niveau von 2021.

Google-Suche nach "Bitcoin" in den letzten 5 Jahren

Auch in den Medien war Bitcoin eher verhalten. Zwar waren Kryptowährungen wieder präsenter, doch der virale Durchbruch, der Bitcoin in die Wohnzimmer der breiten Masse bringt, ist bisher ausgeblieben.

In vergangenen Zyklen war genau eine solche Dynamik entscheidend. Denn der grosse Schub kam erst, wenn der Mainstream einstieg.

Diese Phase steht uns möglicherweise noch bevor.

3. Wettrennen auf Nationen-Ebene könnte losgehen

Die Thematik rund um die Zölle liess ein Ereignis in den Hintergrund treten: Ende März veröffentlichte die US-Regierung eine Executive Order. Dabei wurde nicht nur eine strategische Bitcoin-Reserve etabliert, das Finanzministerium soll zudem budgetneutrale Wege finden, wie der Staat Bitcoin akkumulieren kann.

Einige Vorschläge liegen bereits auf dem Tisch: Gold verkaufen, mit überschüssiger Energie Bitcoin schürfen, die Einsparungen des Department of Government Efficiency nutzen, oder Bitcoin-Anleihen ausgeben.

Aber dazu ein andermal mehr.

Fakt ist, dass die USA den ersten Schritt gemacht haben. Das Tempo, mit dem Trump gerade Massnahmen durchsetzt, und die Härte, die er an den Tag legt, sind immens. Und das potenziell einsetzbare Kapital? Unvorstellbar hoch.

Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die USA signifikante Bitcoin-Bestände akkumuliert.

Ist das der Startschuss für das Wettrennen um Bitcoin auf Staaten-Ebene?

Schliesslich muss sich nun jedes Land entscheiden: Setze ich jetzt auf Bitcoin und profitiere von einem günstigen Einkaufspreis, oder riskiere ich, dass sich Bitcoin durchsetzt und ich in 10 Jahren zum Zehnfachen kaufen muss?

Wie sich Staaten eher entscheiden werden, habe ich in diesem Beitrag erklärt. Da lernst du die Spieltheorie hinter dem Prozess noch ausführlicher kennen.

Top oder nicht – worauf es wirklich ankommt

Ob Bitcoin sein Zyklus-Top bereits erreicht hat oder nicht, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Es gibt gute Argumente dafür – und genauso gute dagegen.

Und überhaupt: Es ist unklar, ob es weiterhin zu Vierjahreszyklen kommen wird. Schliesslich müsste der Markt irgendwann wissen, dass das Halving kommt – und diese Erwartung schon im Voraus einpreisen.

So oder so.

Die Wahrheit ist, dass niemand den kurzfristigen Bitcoin-Preis vorhersagen kann.

Ebenso ist die Wahrheit, dass Bitcoin entscheidende Vorteile gegenüber anderen Währungen hat: Er ist begrenzt, er wird von niemandem kontrolliert und er benötigt keinen Mittelsmann, um versendet zu werden.

Bitcoin ist die Rückkehr zu begrenztem Geld in einer Welt unbegrenzter Schulden. Und diese Reise ist noch lange nicht vorbei.

Oder mit anderen Worten: Was wirklich zählt, ist dein Zeithorizont.