Warum Bitcoins Volatilität gut ist
Die Volatilität von Bitcoin ist natürlich und gesund. Sie ist für Bitcoins Erfolg sogar unverzichtbar! Hier erfährst du, warum. – Kurz. Sachlich. Verständlich.

Bitcoin ist nichts für schwache Nerven. Sein Preis kann an einem Tag zweistellig steigen – oder fallen. Für viele ist genau das ein Zeichen, dass Bitcoin nicht funktioniert. Schliesslich soll ein guter Wertspeicher stabil sein, oder?
Nein, nicht per se.
Ich gehe sogar so weit und behaupte, dass die Kursschwankungen alles andere als ein Nachteil sind. Bitcoins Volatilität ist ein grosser Vorteil!
Und hier ist der Grund.
Nicht volatil = guter Wertspeicher?
Zunächst musst du dich vom Gedanken verabschieden, dass sich Werterhalt und Volatilität gegenseitig ausschliessen. Das ist definitiv nicht der Fall.
Wenn ein Vermögenswert volatil ist, bedeutet das nicht automatisch, dass er ein ineffektiver Wertspeicher ist – genauso wie ein Vermögenswert, der keinen Schwankungen unterliegt, nicht unbedingt ein guter Wertspeicher ist.
Der Euro ist ein Paradebeispiel dafür:

Seit 2002 hat er über 40 % seiner Kaufkraft verloren. Dabei verlief der Kaufkraftverlust relativ konstant, ohne grosse Schwankungen. Oder wie die Europäische Zentralbank behaupten würde: "der Euro ist stabil".
Ist er dadurch ein guter Wertspeicher?
Offensichtlich nicht. Denn aus 10.000 Euro wurden in rund 20 Jahren 6.000.
Ob etwas ein guter Wertspeicher ist, hat wenig mit Volatilität zu tun. Vielmehr ist die langfristige Entwicklung entscheidend. Nochmals: Ein gutes Wertaufbewahrungsmittel muss nicht stabil sein!
Das ist eine Denkblockade, die viele Menschen haben – vor allem, wenn sie über Bitcoin als Geld nachdenken. Meistens ist es aber nur eine Frage des Zeithorizonts. Wer behauptet, Bitcoin sei zu volatil, um als Wertspeicher zu taugen, denkt in Tagen, Wochen oder Monaten. Der Rest von uns plant langfristig – in mehreren Jahren, oder sogar Jahrzehnten.
Und über einen langen Zeitraum hat sich Bitcoin als hervorragender Wertspeicher erwiesen.
Wie kann Bitcoin gleichzeitig hochvolatil und ein effektives Wertaufbewahrungsmittel sein?
Die Antwort liegt in zwei Wörtern: festes Angebot. Der grundlegende Treiber für die Nachfrage liegt in der Knappheit von Bitcoin. Aus demselben Grund ist er auch volatil.
Lass mich das genauer erklären.
Bitcoins Angebot ist auf 21 Millionen begrenzt. Unabhängig vom Marktpreis bleibt sein grundlegendes Angebot fest. Das unterscheidet Bitcoin von anderen Gütern. Steigt der Goldpreis, steigt ebenfalls der Anreiz, nach Gold zu graben. Mehr Goldgräber kommen hinzu, wodurch das Angebot an Gold zunimmt und sich der Marktpreis wieder ausgleicht.
Bei Bitcoin ist das nicht so. Egal, wie viele Miner dem Netzwerk beitreten, Bitcoin wird weiterhin alle 10 Minuten einen neuen Block produzieren. Seine Ausschüttungsmenge bleibt unverändert.
Das ist der Grund, weshalb Bitcoin ein hervorragender Wertspeicher ist.
Gleichzeitig ist es jedoch auch der Grund, warum Bitcoin hochvolatil ist. Bitcoin ist fundamental anders als alles, was wir derzeit kennen. Der Markt hat Schwierigkeiten, dies einzuordnen. Ist Bitcoin ein Wertspeicher? Ein globales Zahlungssystem? Beides zusammen? Oder doch nur Spekulation?
Volatilität ergibt sich aus der Preisfindung. Und der Preis eines völlig neuen monetären Gutes muss erst einmal gefunden werden.
Das ist kein Nachteil!
Darum ist Volatilität gut
“Schwankung ist Information. Wenn es keine Schwankungen gibt, gibt es auch keine Informationen", schreibt Nassim Taleb in The Black Swan of Cairo.
Wenn der Marktwert von Bitcoin steigt, vermittelt er trotz Volatilität Informationen. Die Schwankung selbst ist die Information. Eine höhere Marktkapitalisierung führt dazu, dass Bitcoin für neue Teilnehmer (wie BlackRock oder Nationen) relevant wird. Und das löst dann eine Adoptionswelle aus. Mehr Medien berichten über Bitcoin, mehr Wissen wird verbreitet, mehr Menschen befassen sich mit den Grundlagen, und mehr Infrastruktur wird gebaut.
Dies führt wiederum dazu, dass der Marktwert steigt und eine neue Adoptionswelle ausgelöst wird. Mit jeder neuen Welle wird eine stärkere, grundlegende Nachfrage etabliert.
Oder mit anderen Worten: Volatilität ist der Auslöser für mehr Adoption, und die Adoption wiederum für einen höheren Bitcoin-Preis.
Natürlich kommt es innerhalb dieses Prozesses zu extremen Schwankungen. Geht der Preis einmal nach oben, fürchten viele, die Rallye zu verpassen. Gier und der Traum vom schnellen Reichtum setzen ein, wodurch kurzfristige Spekulationsblasen entstehen. Sobald allerdings der erste Rücksetzer kommt, verkaufen sie alles.
Das ist ein ganz natürlicher Prozess – und bei Bitcoin ein sehr wichtiger. Denn ohne diese Preisschwankungen wäre der digitale Vermögenswert wohl niemals so gewachsen.
Bitcoins Volatilität wird abnehmen
16 Jahre nach seinem Entstehen befindet sich Bitcoin noch immer im Anfangsstadium. Wie ich in einem anderen Beitrag erläutert habe, besitzen nicht mal 1 % der Bevölkerung Bitcoin.

Mit jeder Adoptionswelle und jedem Preisanstieg kommen neue Marktteilnehmer hinzu – einige kurzfristig, andere langfristig.
Die Rate der neu hinzukommenden Teilnehmer ist nach wie vor riesig. 100 Millionen neue Nutzer würden heute mehr als eine Verdopplung bedeuten. Wenn Bitcoin schon von einer Milliarde Menschen genutzt wird, wären 100 Millionen lediglich noch 10 %. Solange die Adoptionsrate eine beträchtliche Grösse aufweist, sind Schwankungen unvermeidlich.
Stell es dir so vor: Ein kleines Schlauchboot wird im offenen Meer mit den Wellen hin und her geworfen. Doch ein grosses Containerschiff spürt dieselben Wellen nicht mal.
Erst wenn nur noch wenige neue Teilnehmer in den Markt eintreten, wird die Volatilität abnehmen. Erst wenn die kurzfristigen Spekulanten im Gegensatz zu den langfristigen Haltern in der Minderheit sind, wird Bitcoin stabiler. Und erst wenn der Bitcoin eine signifikante Marktkapitalisierung aufweist, werden die Schwankungen geringer.
Vermutlich wird dann allerdings auch die Rendite abnehmen.
Wie mit Volatilität umgehen?
Vielleicht denkst du dir jetzt: "Schön und gut, aber wie soll ich damit klarkommen, wenn mein Vermögen von einem Tag auf den anderen um 10 % fallen kann?!"
Ich weiss, dass die Volatilität emotional belastend sein kann. Hier sind deshalb drei Tipps, wie du besser damit umgehst:
- Akzeptiere, dass Volatilität natürlich und gesund ist. Entscheidend ist nicht das tägliche Auf und Ab, sondern der langfristige Trend. Mutige Bitcoin-Halter wurden bisher immer belohnt. Aus diesem Grund solltest du ständiges Preise-Checken vermeiden.
- Bestimme dein eigenes Risikoprofil. Du allein entscheidest, wie viel Prozent deines Vermögens du in Bitcoin investierst. Wenn du 100 % reinsteckst und Bitcoin um 50 % abschmiert, hast du die Hälfte deines Vermögens verloren – zumindest auf dem Papier. Wenn du stattdessen 10 % deines Vermögens in Bitcoin steckst, hätte dein Portfolio nur einen Buchverlust von 5 % erlitten. Natürlich gilt das gleiche Prinzip für Gewinne ebenso.
- Nutze einen Sparplan. Anstatt eine grosse Summe auf einmal zu investieren, kannst du mit regelmässigen Käufen deinen Einstiegspreis glätten. Viele Plattformen bieten eine solche Sparplanfunktion an. Mein persönlicher Favorit ist das Schweizer Unternehmen Relai.
Und noch ein Bonustipp für alle, die schon tiefer im Kaninchenbau stecken: Miss dein Vermögen in Bitcoin. Dann verschwinden die Schwankungen gänzlich.
Oder wie eingefleischte Bitcoiner sagen würden: 1 BTC = 1 BTC.