Ist Bitcoin der grösste Klimakiller der Welt? - Bitcoin aus ökologischer Sicht

Bitcoin ist ein wahrer Klimakiller. So wird es oft in den Medien dargestellt. Doch welchen ökologischen Fussabdruck hat Bitcoin wirklich?

Ist Bitcoin der grösste Klimakiller der Welt? - Bitcoin aus ökologischer Sicht

Die Umweltbelastung durch Bitcoin ist immer wieder Thema in den Medien. Die Thematik ist mittlerweile so präsent, dass Kritiker in jeder Argumentation gegen Bitcoin auch die verursachten Umweltprobleme in den Ring werfen. Hauptsächlich geht es um Energieverbrauch durch Mining und den damit verbundenen CO² Ausstoss. Manchmal aber auch um den Elektroschrott.

In einem im Jahr 2021 erschienenen Artikel im Journal Resources, Conservation and Recycling beziffern die Autoren Alex de Vries und Christian Stoll den Elektroschrott, der bei jeder Bitcoin Transaktion anfallen würde, mit dem äquivalent von zwei neuen iPhones. Ganz schön viel, oder?

Dieser Artikel wurde in den grössten Zeitungen der Welt weitgehend unkritisch behandelt. Zumeist wurde nicht erwähnt, dass Alex de Vries ein Mitarbeiter der niederländischen Zentralbank ist. Auch wenn ihm das sicherlich nicht per se seine wissenschaftliche Kompetenz abspricht, wäre es in diesem Zusammenhang unserer Ansicht nach eine Erwähnung wert gewesen.

Weiterhin geht der Artikel davon aus, dass Bitcoin Miner nur etwa ein gutes Jahr im Einsatz sind und dann durch effizientere Hardware ersetzt werden. Während das für die grossen Mining-Unternehmen durchaus sein kann, geht der absolute Grossteil der gebrauchten ASIC Miner nach der ersten Nutzung an andere Miner, die Zugang zu sehr kostengünstigem oder kostenfreiem Strom haben. Die ASICS landen keinesfalls direkt auf den Müll.

Auch die Angabe pro Transaktion ist irreführend, da eine Transaktion in einem Block erstmal garkeinen Elektroschrott produziert und Transaktionen im Lightning Netzwerk bei der Kalkulation nicht mal berücksichtigt wurden. Merke dir: Mehr Transaktionen mit Bitcoin führen nicht direkt zu einem höheren Energieverbrauch.

Zuletzt stiegen sogar GreenPeace USA in den Zirkel der Kritiker ein. Zusammen mit der Environmental Working Group startete man eine Kampagne gegen den Proof-of-Work Algorithmus. Die Forderung ist, dass Bitcoin – ähnlich wie Ethereum – seinen Code in Proof-of-Stake ändern solle. Auch diese Kampagne ist nicht frei von Interessenkonflikten. 5 Millionen Dollar Finanzierung für die Kampagne kommen von niemand anderem als Chris Larsen, dem Mitgründer von Ripple. Einer ‚konkurrierenden‘ Kryptowährung. Auch hier fällt es schwer zu glauben, dass nur das Interesse für die Natur hinter der Kampagne steht.

Die Motive der Umweltkritiker von Bitcoin sind also durchaus fraglich. Als Bitcoiner handeln wir nach dem Grundsatz ‚Don’t trust – verify‘. Und genau deshalb versuchen wir auf der heutigen Etappe deiner BitcoinReise diese Themen zu hinterfragen.

Die Fakten zur Umweltbelastung durch Bitcoin

Für jede Bewertung ist eine Einordnung in einen Kontext wichtig. Immer wieder hört man, dass Bitcoin so viel Energie verbraucht, wie komplette Länder. Das ist wahr. Ausgehend vom Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index benötigt Bitcoin momentan im Mittel etwa 90 Terrawattstunden (TWh) im Jahr für Miningaktivitäten. Das entspricht in etwa dem Energieverbrauch von Finnland. Sicher ist diese Statistik zunächst mal beeindruckend. Es ist allerdings auch wichtig andere Relationen zu sehen:

·       Finnland hat etwa 5,5 Millionen Einwohner
·       Es gibt ca. 200 Millionen Bitcoin Wallets
·       Etwa 100 Millionen individuelle Halter von Bitcoin
·       400'000 tägliche Transaktionen individueller Nutzer im Bitcoin Netzwerk (ohne Berücksichtigung von Lightning)

Durch den Energieverbrauch, der dem von Finnland entspricht, ist es also möglich die Vermögen von mehr als 100 Millionen Menschen zu schützen. Sehen wir uns die Energieverbräuche anderer Industrien an, die direkt mit Bitcoin konkurrieren:

·       Der Energiebedarf des Bankensektors wird auf 700 TWh geschätzt (mehr als 7x Bitcoin)
·       Der Energiebedarf der Goldindustrie wird auf 265 TWh geschätzt (mehr als 2,5x Bitcoin)

Die gesamte Energieproduktion der Welt beläuft sich auf etwa 168'000 TWh. Der Verlust durch die Umwandlung von Primärenergie in elektrische Energie beträgt im Durschnitt 61%. Bitcoins globaler Bedarf entspricht also knapp 0,14%.

Im Gegensatz zu reisserischen Artikeln aus dem Jahr 2017, die orakelten, dass Bitcoin im Jahr 2020 mehr als die gesamte Energie der Erde für das Mining nutzen würde, klingt die Zahl von 0,14% doch ganz vernünftig für das sicherste Netzwerk der Welt. Übrigens stammen die Daten in diesem Artikel mal wieder von Alex de Vries.

Abgesehen von der vollkommenen Absurdität dieser Aussage, wäre allein durch die finanziellen Anreize im Bitcoin Netzwerk ein solcher Wert unmöglich, da Bitcoin Mining durch die Konkurrenz unter den Minern günstigen Strom benötigt. Wenn allein durch das Bitcoin Netzwerk eine derart hohe Nachfrage am Strommarkt und damit hohe Preise entstehen würden, wäre die Produktion nicht mehr ökonomisch möglich.

Wieso ist der Anteil an erneuerbaren Energien bei Bitcoin so hoch?

In einer Umfrage, in der knapp 50% der weltweiten Miner teilnahmen, stellte sich heraus, dass diese zu 66,1% nachhaltige Energiequellen nutzen. Auf das gesamte Netzwerk schätzt der Bitcoin Mining Council diesen Wert auf 58,5%. Das macht die Bitcoin Mining Industrie zu einer der saubersten Industrien der Welt. Hinzu kommt, dass im Gegensatz zur Produktion von Gold und anderen Edelmetallen wenig bis gar kein Eingriff in der Natur notwendig ist, obwohl der Begriff Mining natürlich etwas anderes suggeriert.

Die Gründe für den hohen Anteil an nachhaltigen Energien bei Bitcoin sind vielfältig. Der Grösste jedoch ist: Nachhaltig produzierter Strom ist günstiger. Meist entsteht er aus Wind, Sonne oder Wasser. Diese Stromquellen haben neben dem Fakt, dass Sie CO² neutral Strom produzieren, einen grossen Unterschied zu fossilen Energieträgern: Es gibt Spitzen.

Spitzen sind Zeitpunkte, zu denen besonders viel Strom produziert wird (bzw. das Angebot sehr hoch ist). Das passiert kurz gesagt, wenn es besonders windig oder sonnig ist, oder es starke Regenfälle gab.

Stromspitzen gibt es ebenfalls wenn die Nachfrage besonders gering ist, was vor allem in der Nacht geschieht. Diese Spitzen können Miner nutzen. In vielen Fällen sind sie direkt an (oder neben) entsprechenden Kraftwerken angesiedelt. Damit können sie schnell und direkt Strom abnehmen, der ansonsten ungenutzt bliebe. Siehe auch unser Flugzeugbeispiel.

Bitcoin Miner nehmen diesen Strom nicht aus Liebe zur Natur, sondern weil es ökonomisch sinnvoll ist. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Anlagen zur nachhaltigen Stromproduktion durch Bitcoin Miner profitabler werden und somit der Ausbau erneuerbarer Energien gefördert und das Stromnetz gestärkt wird. Bitcoin Miner sind damit sogenannte Buyer of Last Resort (zu Deutsch: Käufer der letzten Instanz).

Fazit

Mittlerweile gibt es ganze Industrien, die sich darauf spezialisiert haben, ungenutzte Energie für Bitcoin nutzbar zu machen. Beispielsweise nutzt das texanische Unternehmen Giga die Abfallprodukte der Ölindustrie, um Bitcoin zu minen. Dabei wird Gas genutzt, welches bei der Ölförderung entsteht und normalerweise einfach abgebrannt wird, um Generatoren zu betrieben, die Bitcoin Miner mit Energie versorgen. Während diesem Prozess wird der CO² Ausstoss für das Abbrennen der Gase um bis zu 63% reduziert.

Die Innovationskraft im Bereich Bitcoin Mining ist so gross, weil es ökonomische Anreize gibt. Fossile Energieträger können niemals so günstig sein, wie nachhaltige Energien. Deshalb wird die sehr preissensitive Industrie der Bitcoin Miner immer weiter in Richtung dieser grünen Energien gehen. Vor allem kann Bitcoin aber Strom nutzen, der von niemand anderem genutzt wird.

Wir sind uns sicher, dass Bitcoin und die Innovationskraft der Märkte zu einer nachhaltigeren Welt beitragen können. Für mehr als 100 Millionen Nutzer von Bitcoin, viele davon in Entwicklungsländern ohne Zugang zum Finanzsystem, dürfte die Kosten-Nutzen-Rechnung jedoch bereits heute aufgehen.

Geniess die BitcoinReise und bis zum nächsten Mal.

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