Schweizer Franken – Die starke Krisenwährung. Woher kommt das Image?
Seit jeher gilt der Schweizer Franken als Fels in der Brandung. Was macht ihn so stark und wo liegen Unterschiede zu anderen Währungen?
Wer an den Schweizer Franken denkt, denkt an Stabilität, Krisensicherheit und Stärke. Über Generationen, Kriege und Rezessionen hinweg galt der Schweizer Franken als das Medium zur Aufbewahrung von monetärem Wert schlechthin. Und dieses Image hält bis heute an. Gerade in Zeiten von scheiternden Währungen, Inflation und wirtschaftlichem Abschwung erfreut sich der Schweizer Franken an einem grossen Interesse.
Die heutige Stärke der amtlichen Schweizer Landeswährung ist begründet in einer starken Wirtschaft, signifikanten ausländischen Investitionen und einer geringen Staatsverschuldung der Schweiz. Doch auch die Geschichte des Franken trägt zu seiner Bedeutung bei.
In unserem heutigen Beitrag beleuchten wir sowohl historische Ereignisse in der langen Geschichte des Franken, aber auch die Unterschiede, die beispielsweise zum Euro bestehen. Ausserdem erklären wir dir, weshalb ein starker Franken nicht uneingeschränkt gut für die Schweiz ist. Zu guter Letzt können wir es natürlich auch beim heutigen Thema nicht ganz lassen und ziehen einen Vergleich zu Bitcoin.
Die Geschichte des Schweizer Franken
Der Schweizer Franken wurde 1850 eingeführt und ist seitdem das offizielle Zahlungsmittel des neu geschaffenen Bundesstaates.
Relativ schnell trat man im Jahr 1865 der damaligen Lateinischen Münzunion bei, was eine Währungsunion zwischen der Schweiz, Frankreich, Belgien, Italien und Griechenland darstellte. Wenn man so will, der Vorläufer des Euromodells in Europa. Der Unterschied: Im Gegensatz zum Euro waren die damaligen Währungen durch Edelmetalle gedeckt.
Die Mitglieder der Lateinischen Münzunion verständigten sich darauf, dass jede Einheit der jeweiligen Landeswährung 4,5 Gramm Silber oder 0,290322 Gramm Gold entsprechen sollte. Viele weitere Länder prägten ihre Münzen nach dem Standard der Lateinischen Münzunion, traten jedoch nie formal bei.
Dies führte de facto zu einem Silber-Gold Standard in weiten Teilen Europas.
Immer wieder in Gefahr gebracht, wurde das System durch Griechenland und Italien. Sie entschlossen sich Geld zu drucken, um die eigene Geldmenge zu erhöhen. Die Folge: Inflation in der gesamten Währungsunion.
Die Union löste sich schliesslich mit Beginn des Ersten Weltkrieges auf. Grund dafür war der steigende Drang nach Entbindung vom Goldstandard, damit Staaten die Kriege finanzieren konnten.
Es gab nur ein Land, das den Goldstandard in dieser Zeit nicht aufhob: Die Schweiz.
In der Folge der zusammenbrechenden Währungen in Europa suchten immer mehr Anleger ihr Heil im Schweizer Franken, was die Nachfrage weiter befeuerte.
Dies führte bereits vor 100 Jahren zu einem ähnlichen Problem, welches wir heute wieder beobachten können. Als exportorientiertes Land litt die Schweiz unter dem starken Franken. Der Grund dafür ist, dass die importierenden Handelspartner die Schweizer Waren mit Franken bezahlen mussten, der gegen die eigene Währung eine fortwährende Aufwertung erfuhr.
Während die Währung der Schweizer immer stärker wurde, konnten sich ihre Handelspartner die Schweizer Waren bald nicht mehr leisten. Ein Umstand den die Schweiz regelmässig durchlebt.
In den letzten 50 Jahren hat der Schweizer Franken gegenüber jeder anderen Leitwährung stetig an Stärke gewonnen und konnte seinen Platz als starke europäische Währung nach wie vor behaupten.
Unterschiede zum Euro
Sowohl der Schweizer Franken als auch der Euro werden von einer Zentralbank ausgegeben. Im Falle der Schweiz von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und für die angehörigen Länder der Währungsunion des Euros die Europäische Zentralbank (EZB).
Gemäss Bundesverfassung ist die SNB beauftragt, Geld- und Währungspolitik im Interesse des Landes zu führen. Sie agiert dabei als unabhängige Zentralbank, die im Gegensatz zur EZB jedoch von gewählten Vertretern, dem sogenannten Bankrat kontrolliert wird. Der Bankrat wird zu Teilen vom Bundesrat und zu Teilen von der Generalversammlung gewählt. Organisiert ist die SNB als Aktiengesellschaft. Die Anteile liegen teils in öffentlicher, teils in privater Hand. Der Kanton Bern ist der grösste Aktionär der SNB.
Die EZB ist ein Organ der Europäischen Union. Im Gegensatz zur SNB muss die EZB den gesamten Euroraum koordinieren. Beide Organisationen sind von Grund auf unterschiedlich strukturiert und haben auch durchaus unterschiedliche Mandate. Während die Aufgaben der EZB im Grunde zwei Zielen entsprechen (Preisniveaustabilität und Vermeidung einer Rezession), ist die SNB als rein nationale Zentralbank mit deutlich mehr Aufgaben betreut. Sie kümmert sich neben den beiden Aufgaben der EZB ebenfalls um die Bargeldversorgung, Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, Anlage der Währungsreserven, Beratung des Bundes in Fragen der Währungspolitik, usw.
Die wirtschaftliche Verfassung eines Währungsraumes hat hohe Auswirkungen auf die Stärke seiner Währung. Hier spielen Faktoren wie Wirtschaftswachstum, Schuldenquote und geopolitischer Kontext eine Rolle. Vor allem im Punkt Schuldenquote steht die Schweiz sehr gut da. Während die Staatsschulden im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt im EU-Durchschnitt bei 85,1% liegen, steht die Schweiz bei gerade mal 18%. Auch geopolitisch überzeugt die Schweiz durch politische Stabilität und Neutralität.
Kumuliert führen diese Faktoren dazu, dass der Euro im Schnitt jährlich zwischen 1,5% und 2% gegenüber dem Franken abwertet.
Während der Schweizer Franken gegenüber allen Leitwährungen in den letzten 10 Jahren gewinnen konnte, hat er gegen eine Währung deutlich den Kürzeren gezogen. Gegen eine Währung, die erst eine sehr junge Geschichte aufweist, aber heute schon im globalen Währungswettbewerb mitspielt.
Die Rede ist von Bitcoin.
Ist Bitcoin eine starke Währung?
Auch wenn Kritiker Bitcoin erst gar nicht als Währung bezeichnen würden, gibt es unserer Ansicht nach genügend Gründe hier einen Vergleich zu ziehen.
Die Geschichte des Schweizer Franken hat gezeigt, dass sich Länder in Krisensituationen eine Währung suchen, die stabil ist. Die Stabilität konnte der Schweizer Franken zu Beginn des Ersten Weltkriegs durch die Goldbindung gewährleisten. Heute überzeugt die Währung durch wirtschaftliche und politische Stabilität im Land, niedrige Schuldenquote und Neutralität.
Betrachtet man Bitcoins Volatilität, sieht die digitale Währung alles andere als stabil aus. Tägliche Schwankungen von über 10% sind nicht ungewöhnlich. Es ist klar, dass Länder hier den Schweizer Franken bevorzugen.
Blendet man den Preis aus, kann man aber durchaus behaupten, dass Bitcoin sehr stabil ist. Alle Regeln des Netzwerks werden trotz Einflüsse von aussen seit der Entstehung konstant eingehalten. So halbiert sich Bitcoins Geldmengeninflation alle 210'000 Blöcke (ca. 4 Jahre) und die Schwierigkeit des Minings wird alle 2'016 Blöcke (ca. 2 Wochen) angepasst. Zudem wird durchschnittlich alle 10 Minuten ein neuer Block an die Blockchain hinzugefügt.
In Kombination mit der dezentralen Netzwerkstruktur macht dies Bitcoin extrem robust. Nimmt die Adaption weiter zu, kann Bitcoins transparente Geldpolitik in Zukunft vielleicht tatsächlich für Preisstabilität sorgen.
Fazit
Für heute bleibt es aber dabei, dass der Markt den Schweizer Franken als eine der sichersten Währungen wahrnimmt und viele Investitionen in Franken-Werte getätigt werden.
In Verbindung mit dem hohen Exportvolumen ist das jedoch für die Schweizer selbst nicht immer von Vorteil. Der starke Wechselkurs führt regelmässig zu Konjunktureinbrüchen. Daraufhin muss die Schweizerische Nationalbank am Devisenmarkt eingreifen, um den Wechselkurs der eigenen Währung aktiv zu schwächen.
Ein Prozess, der bei Bitcoin nicht benötigt wird.
Wie sich die Kurse der im Beitrag genannten Währungen entwickeln werden, bleibt abzuwarten. Warum wir aber denken, dass Bitcoin irgendwann CHF 500'000 erreichen wird, erfährst du in diesem Artikel.