Bitcoin OTC-Desks: Sind sie bald leer?

Bitcoin OTC-Desks hatten 2022 noch einen Bestand von knapp 500.000 BTC. Nun stehen sie bei 140.000 BTC. Werden sie bald leer sein und die nächste Preisrallye einläuten?

Bitcoin OTC-Desks: Sind sie bald leer?

Von knapp 500.000 auf 140.000 Bitcoin – so sehr ist der OTC-Bestand in den letzten 3,5 Jahren zurückgegangen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, sind die OTC-Desks in spätestens 18 Monaten leer.

Bitcoin OTC-Desk Balance

Auf X lese ich immer wieder Kommentare, dass dies die nächste Preisrallye einläuten könnte. Doch stimmt das wirklich?

Ich werde das Ganze für dich einordnen. Ausserdem erkläre ich, was OTC-Desks überhaupt sind, warum sie genutzt werden, und ob ihr Bestand wirklich bald auf null fallen kann.

Wenn du diesen Artikel bis zum Ende liest, wirst du verstehen, welchen Einfluss OTC-Desks auf den Bitcoin-Preis haben.

Was ist ein OTC-Desk?

Ein OTC-Desk ist ein Handelsplatz, den man kontaktieren kann, um grosse Aufträge aufzugeben – normalerweise in Höhe von mindestens 100.000 US-Dollar. Sie existieren für fast alle Vermögenswerte – für Aktien, Anleihen, Währungen und natürlich auch für Bitcoin.

OTC bedeutet nichts anderes als Over-The-Counter. Es sind also Geschäfte, die nicht an einer klassischen Börse, sondern ausserbörslich getätigt werden.

Möchte man beispielsweise Bitcoin im Wert von 1.000.000 US-Dollar kaufen, kann man ein OTC-Desk anrufen und einen Preis festlegen – beispielsweise 80.000 USD oder weniger pro Bitcoin. Die Handelsplattform versucht dann, das Geschäft mit einem verkaufenden Kunden zu matchen. Falls kein interner Verkaufsmatch gefunden wird, kann sie andere OTC-Desks kontaktieren.

All das hat auf Bitcoins Marktpreis zunächst keinen Einfluss.

Warum nutzen Investoren OTC-Desks?

Und das ist auch der Grund, warum sich Investoren an OTC-Desks wenden. Wie du dir denken kannst, werden diese Handelsplätze vor allem von sehr vermögenden Personen und institutionellen Anlegern genutzt. Sie möchten nicht, dass ihr Kauf oder Verkauf den Marktpreis direkt beeinflusst.

Darüber hinaus gibt es weitere Gründe, warum jemand ein OTC-Desk nutzen würde:

  • Persönlicher Service: Man muss sich nicht mit einem inkompetenten Kundenservice herumschlagen.
  • Geringere Handelsgebühren: Besonders für grosse Aufträge sind die prozentualen Gebühren oft niedriger.
  • Massgeschneiderte Deals: Es können spezielle Vereinbarungen ausgehandelt werden wie beispielsweise verlängerte Zahlungsfristen.
  • Effizienz: Es kann mühsam sein, stückweise über eine App Bitcoin zu kaufen. Wer 10, 50 oder 100 Millionen Dollar in Bitcoin investieren will, spart Zeit.

Ich selbst habe noch nie ein OTC-Desk kontaktiert – dafür bin ich leider nicht vermögend genug.

Falls du jedoch grosse Bitcoin-Bestände kaufen oder verkaufen möchtest, kannst du bei deiner Börse des Vertrauens nachfragen. Sowohl 21bitcoin als auch Relai und Pocket bieten einen entsprechenden Service an.

Nun...

Werden OTC-Desks wirklich bald leer sein?

Die kurze Antwort: Nein. Ein OTC-Desk kann niemals wirklich "leer" sein. Genauso wenig wie Nasdaq und Xetra jemals keine Apple-Aktien mehr haben können. Wie bereits erwähnt: Ein OTC-Desk ist nichts anderes als ein Handelsplatz, bei dem sich Käufer und Verkäufer treffen.

Trotzdem kann man beobachten, dass der Saldo der OTC-Desks in den vergangenen 3,5 Jahren um über 70% gefallen ist. Was bedeutet das?

Erst einmal sind diese Zahlen nur Schätzungen. Der genaue Bestand lässt sich nicht zuverlässig ermitteln, da OTC-Desks ihre Wallets nicht öffentlich bekanntgeben. Und dennoch lässt der Rückgang vermuten, dass sich immer weniger Bitcoin in den Wallets der OTC-Desks befinden. Mit anderen Worten: Es gibt immer weniger Bitcoin, die ausserbörslich für den Verkauf bereitstehen.

Was passiert also, wenn sich dieser Trend fortsetzt?

Was passiert, wenn den OTC-Desks die Bitcoin ausgehen?

Das Gleiche wie bei einer Verknappung des Angebots auf einem anderen Handelsplatz: Der Marktpreis nimmt zu.

Wenn sich keine Verkäufer mehr finden lassen, wird der Preis so lange steigen, bis wieder neue Verkäufer angelockt werden. Wenn niemand mehr für 80.000 USD verkauft, muss ein Käufer 80.001 USD bieten. Findet er keine Verkaufsorder, muss er 80.002 USD bieten. Das geht so lange, bis sich wieder ein Verkäufer findet.

Der Preis von Bitcoin auf OTC-Desks und Börsen geht dabei Hand in Hand. Günstig gekaufte Bitcoin an einer Stelle werden teurer an einer anderen Stelle verkauft – ein typisches Arbitrage-Geschäft.

Mit der Zeit gleichen sich die Preisunterschiede immer wieder aus.

Wenn nun OTC-Desks nicht genügend Bitcoin zur Verfügung haben, bleiben ihnen zwei Optionen: Entweder beziehen sie die Bitcoin selbst über Börsen, oder sie lassen den kaufenden Kunden fallen. Dieser wird dann wohl selbst über Börsen kaufen.

Die Auswirkungen sind die gleichen: Der offizielle Marktpreis von Bitcoin steigt.

Wie hoch kann Bitcoin steigen?

Aber wie hoch? So hoch, bis wieder Verkäufer gefunden werden. Erst wenn keine einzige Person mehr bereit ist, US-Dollar, Euro und Schweizer Franken gegen Bitcoin einzutauschen, wird die Grenze erreicht sein.

Diesen Punkt kann man als Hyperbitcoinisierung bezeichnen. Es ist der Moment, in dem traditionelle Währungen endgültig wertlos werden. Der Moment, in dem Bitcoin als monetäre Basis anerkannt wird. Und der Moment, in dem Lebensmittel, Kleidung und Miete mit Bitcoin bezahlt werden.

Ab diesem Zeitpunkt wird Papiergeld keine reale Kaufkraft mehr besitzen.

Ähnlich wie bei der Hyperinflation von 1923 würde Papiergeld nur noch als Spielzeug für Kinder dienen.

Hyperinflation von 1923

Doch selbst in einem solchen Szenario würden OTC-Desks wahrscheinlich weiterhin existieren. Warum? Weil es noch immer Menschen geben wird, die Bitcoin nutzen, um Aktien und andere Investitionen zu kaufen – genauso, wie sie heute den Schweizer Franken verwenden.

Wobei... vielleicht wird es Aktien in einer solchen Form gar nicht mehr geben. Aber das ist ein Thema für einen anderen Beitrag.

Fakt ist: OTC-Desks können praktisch nie wirklich leer sein. Wenn es zu wenige Verkäufer gibt, steigt der Preis, bis sich neue Verkäufer finden. Der gleiche Mechanismus gilt übrigens auch umgekehrt: Wenn es zu wenige Käufer gibt, sinkt der Preis, bis neue Käufer angelockt werden. Die Bestände der OTC-Desks können also auch sehr schnell wieder ansteigen.

Dieses Hin und Her passiert an allen Finanzmärkten.

Im Bitcoin-Markt ist das wahre Endspiel erst erreicht, wenn niemand mehr bereit ist, Bitcoin gegen traditionelle Währungen einzutauschen. Bis dahin wird allerdings noch einige Zeit vergehen – und ich werde noch einige Artikel veröffentlichen.

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