Dieses chinesische Unternehmen könnte das Ende für Bitcoin bedeuten!
Das chinesische Unternehmen Bitmain stellt 70-80% der weltweiten Mining-Geräte her und dessen Blockvorlage wird für fast 50% der geschürften Bitcoin-Blöcke verwendet. Ist diese Zentralisierung eine Gefahr für Bitcoin?
Bitcoin ist dezentral und zensurresistent. – Diesen Satz hast du in meinen Blog-Beiträgen schon ein paar Mal gelesen.
Doch stimmt das wirklich? Ist die digitale Währung wirklich dezentral?
Was viele nicht wissen ist, dass ein einziges Unternehmen 70-80% der weltweiten Mining-Geräte herstellt und dessen Blockvorlage für fast 50% der geschürften Blöcke verwendet wird. Damit nicht genug. Das zwielichtige chinesische Unternehmen betreibt den zweitgrössten Mining-Pool. 25% der globalen Hashrate wird über den sogenannten AntPool organsiert.
Nun... Was bedeutet das für Bitcoin? Könnte diese Zentralisierung eine Gefahr darstellen?
Die kurze Antwort? Ja.
Für die lange Antwort muss ich etwas ausholen. Lass mich dir dazu eine Geschichte erzählen.
Bitmain - der unfaire Spieler im Mining-Markt
Wir schreiben den 27. März 2016.
Der schwedische Hardware-Hersteller KNC Miner meldet Insolvenz an. Er geriet in finanzielle Schwierigkeiten, weil seine Mining-Geräte mit der Konkurrenz nicht mehr mithalten konnten. "Die Chinesen haben irgendeinen geheimen Vorteil, den wir nicht kennen", sagte das Unternehmen.
Um welchen Vorteil handelte es sich?
Das sollte erst ein Jahr später bekannt werden, als Greg Maxwell, ein Softwareentwickler und namhafter Befürworter von SegWit, einen interessanten Beitrag veröffentlichte. Darin beschrieb er, wie der chinesische Hersteller Bitmain eine verdeckte Methode nutzt, um sich im Wettbewerb der Mining-Geräte zu behaupten.
Der sogenannte ASICBoost erlaubte es Minern, viel effizienter und kostengünstiger neue Blöcke zu schürfen. Als diese geheime Methode bekannt wurde, bestritt Bitmain vehement, darüber Bescheid zu wissen.
Wie sich später herausstellte: Eine dreiste Lüge.
Bitmain patentierte die Methode und wollte verhindern, dass andere Hersteller über die Funktionsweise erfahren. Deshalb sprach sich das Unternehmen 2017 stark gegen SegWit aus. Denn dieses Bitcoin-Protokoll-Upgrade führte neben anderen Änderungen ebenfalls dazu, dass ASICBoost nicht mehr verdeckt verwendet werden konnte.
Als SegWit schliesslich trotzdem aktiviert wurde, stieg das Unternehmen aus Peking auf ein offenes ASICBoost um. Dies war noch mächtiger, untergrub aber Bitmains Vorteil, da es alle anderen Hersteller genauso nutzen konnten.
Leider war es schon zu spät.
Der ASIC-Miner-Markt wurde bereits von Bitmain dominiert. Schätzungen zufolge werden heutzutage 70-80% der verkauften Geräte von Bitmain hergestellt. Die meisten anderen Hersteller befinden sich ebenso in China.
Es scheint also so, als sei die Herstellung der Mining-Hardware extrem zentralisiert.
Doch nicht nur die Herstellung.
Wie sich vor einigen Monaten herausstellte sind auch die Blockvorlagen nicht wirklich dezentral.
Blockvorlagen werden von Minern verwendet, um Transaktionen im Block zusammenzufassen, die Rechenleistung auf den richtigen Block zu fokussieren, und die Coinbase-Transaktion zu erstellen, welche die Auszahlungsadresse für die potenzielle Blockbelohnung enthält.
Nun... Wie ein Tweet vom 9. April 2024 zeigt, werden Blockbelohnungen von 9 unterschiedlichen Mining-Pools an eine einzige Adresse gesendet. Mit anderen Worten: Ein einziger Verwahrer kontrolliert die Blockvorlage von 9 Mining-Pools. 9 Mining-Pools, die zusammen fast die Hälfte der globalen Bitcoin-Hashrate koordinieren.
Dass dahinter erneut Bitmain steckt, ist sehr wahrscheinlich. Denn unter den 9 Pools befindet sich AntPool, ein Mining-Pool, der 2014 vom chinesischen Unternehmen Bitmain gegründet wurde.
Wenn du nun denkst, die Zentralisierung des Minings könnte nicht mehr schlimmer werden, hast du dich geirrt.
Bitmain hat eine enorme Zentralisierungskraft.
Bereits 2017 nutze der Hersteller Skaleneffekte, um seine Machtposition weiter zu stärken. So hatte der Hersteller bspw. eine Hintertür in seine Mining-Geräte eingebaut. Eine Hintertür, die es ihm ermöglichte, die Geräte aus der Ferne abzuschalten. Die Funktion wurde sofort wieder entfernt, als sie bekannt wurde.
Vor kurzem gab es eine weitere Anschuldigung: Bitmain soll in ihren verkauften Geräten absichtlich eine schlechtere Software eingebaut haben als in den Geräten, die sie selbst nutzten. Dadurch hätte AntPool natürlich einen erheblichen Vorteil gegenüber anderen Mining-Pools gehabt. Alles nur wegen unmoralischen Geschäftspraktiken.
Nun... Es ist unklar, ob dies wirklich so passiert ist.
Klar ist nur, dass Bitmains Position im Mining-Markt extrem stark ist und Wettbewerber kaum eine Chance haben. Zukünftig könnte der Gigant aus China deshalb weitere Marktanteile gewinnen.
Meiner Meinung nach kann durchaus behauptet werden, dass Bitcoin Mining zentralisiert ist.
Und dass Zentralisierung eine Gefahr darstellen kann, sollte jedem bewusst sein.
Doch welchen Einfluss kann Bitmain auf Bitcoin wirklich nehmen?
In der Theorie existieren mehrere Angriffsszenarien. Ich möchte nachfolgend auf die 3 realistischsten eingehen.
1. Zensur von Transaktionen
Bitmain kontrolliert mit AntPool bereits 25% der globalen Hashrate. Zusätzlich kontrolliert das Unternehmen fast 50% der Blockvorlagen. Diese Kontrolle ermöglicht es dem Unternehmen, selektiv Transaktionen zu blockieren, bzw. zumindest zeitlich zu verzögern.
2. Doppelausgaben
Wenn andere Pools der Blockvorlage von Bitmain blind vertrauen, besteht die Gefahr, dass das Unternehmen Doppelausgaben herbeiführen kann. Was Doppelausgaben sind, habe ich dir im Beitrag über die 51%-Attacke bereits erklärt.
3. Manipulation von Upgrades
Genau wie Bitmain in der Vergangenheit bereits SegWit verhindern wollte, könnte der chinesische Hersteller zukünftige Upgrades unterbinden. Mit dem Einbau von Hintertüren in die Geräte könnte es Upgrades manipulieren und je nach Umsetzung vielleicht sogar selbst entscheiden, welche durchgeführt werden. Schliesslich werden 70-80% der Bitcoin-Blöcke mit ihren Geräten geschürft.
Hört sich alles ziemlich schrecklich an, nicht wahr? Zum Glück gibt es 3 positive Nachrichten:
Erstens ergibt keines der 3 Angriffsszenarien ökonomisch Sinn. Bitcoin würde einen enormen Vertrauensverlust erleiden und der Preis vermutlich drastisch einbrechen. Bitmain würde sich damit also ins eigene Knie schiessen.
Zweitens hat Bitmain seit einigen Jahren eine sehr starke Position. Bisher ist jedoch nichts äusserst Gravierendes vorgefallen.
Und drittens würden die Angriffe wahrscheinlich nur kurzfristig Chaos verursachen. Einzelpersonen und Institutionen könnten sich einem neuen Mining-Pool anschliessen, bestehende Pools könnten eine andere Blockvorlage verwenden und manipulierte Mining-Geräte könnten ersetzt werden, wobei letzteres sehr kostenintensiv wäre.
Dennoch sehe ich persönlich die Zentralisierung des Minings aktuell als eine der grössten Gefahren für Bitcoin an.
Was wird gegen die Gefahr getan?
Jack Dorsey, der US-amerikanische Unternehmer, arbeitet an einem neuen einzigartigen Mining-Chip und einem kompletten Mining-System. Ein Prototyp wurde bereits letztes Jahr entwickelt und wies eine ähnliche Technologie auf wie die von Bitmain. Das finale Produkt soll laut dem ehemaligen CEO von Twitter allerdings noch effizienter werden.
Bis der fertige Miner an die breite Masse verkauft wird, wird es wohl noch einige Jahre dauern. Ausserdem ist derzeit unklar, ob der Preis mit dem Produkt aus China mithalten kann.
In der Zwischenzeit müssen entsprechend weiterhin chinesische Mining-Geräte genutzt werden.
Um das Problem der Hashrate-Zentralisierung trotzdem anzugehen, wurde Stratum V2 entwickelt. Worum es sich hierbei handelt, und was es mit Doppelausgaben und der 51%-Attacke auf sich hat, erfährst du in diesem Beitrag.