Gisbert Giraffe und das Geld – Eine Geschichte über Bitcoin für Kinder
Im Zoo von Geldern herrscht grosse Aufruhr: Der Zoodirektor will den Futterautomaten abbauen lassen. Gisbert Giraffe hat vielleicht eine Lösung für das Problem.
„Im Zoo von Geldern konnte man schon immer mit buntem Papier und Klimpermünzen bezahlen“, erinnert sich Edgar Eber.
Zora Zebra ist sich sicher: „Genau! Früher sah das Geld mal ein wenig anders aus, aber die Kinder haben schon immer kleine Münzen in den roten Futterautomaten geworfen, um dort Futter für die Giraffen, die Wildschweine und uns, die Zebras des Zoos zu kaufen.“
„Ja, aber früher gab es auch keine Handys und das Internet“, sagt Gisbert die Giraffe.
„Heute kauft fast kein Kind mehr Futter für uns am Futterautomaten, weil keiner mehr Münzen und Scheine dabei hat. Ausserdem sind die Futterportionen kleiner geworden“, beschwert sich der frustrierte Eber Edgar.
In der Tat gab es am Automaten für eine Münze früher noch eine ganze Tüte vom besten Tierfutter und heute gerade mal noch eine Hand voll. Über die Jahre war die Menge, die man für eine Münze bekommen hat, immer weniger geworden. Und damit auch das zusätzliche Futter, das die Tiere von den Besuchern bekamen.
In den letzten Wochen hörte Zora die Tierpfleger sogar öfter darüber reden, dass der Futterautomat ganz abgebaut werden sollte, da er sich für den Zoo nicht mehr lohne.
Die Tiere aber liebten den Futterautomaten und die Kinder, die ihnen das Futter durch den Zaun reichten.
„Ich habe da vielleicht eine Idee!“, sagt Gisbert.
Einem Besucher war vor einigen Tagen ein Buch aus dem Rucksack gefallen. Das Buch ist in eine dichte Hecke neben dem Giraffenhaus gepurzelt. Mit seinem langen Hals streckte sich Gisbert am Abend, nachdem alle Besucher den Zoo verlassen hatten, nach dem Buch.
Auf dem Einband war ein grosses, orangenes ‚B‘ zu sehen.
Da es Gisbert in den letzten Jahren etwas langweilig geworden war, freute er sich über ein gutes, neues Buch. In dem Buch, in welchem Gisbert von nun an jeden Abend vor dem Schlafengehen las, ging es um Bitcoin – ein neues digitales Geld.
Mit jedem Kapitel war er mehr begeistert von der neuen Technologie, die auf ganz vielen Computern auf der ganzen Welt gleichzeitig funktionierte.
Gisbert wusste, dass die Zoobesucher bei seinem Bruder Glenn in New York ein anderes Geld benutzten als bei ihm und seiner Familie in Geldern. Und bei seinem Onkel in Afrika benutzten die Menschen ganz andere Dinge zum Bezahlen. Dinge, die er nicht mal kannte.
Bitcoin konnte man aber über das Internet einfach über die ganze Welt verschicken. „Praktisch“, fand Gisbert, „sehr sehr praktisch“.
In dem Buch stand ausserdem, dass Bitcoin begrenzt ist.
Dies war der Moment, in dem ihm eine geniale Idee für den roten Futterautomaten kam.
Alle schauten Gisbert an und warteten gespannt auf seine Idee, die den Futterautomaten retten sollte. „Was wäre“, sagt er nachdenklich, „wenn man am Futterautomaten mit seinem Handy bezahlen könnte und die Futtermenge nicht immer weniger werden würde.“
Edgar und Zora dachten nach. „Nun, ein Handy hat heute schon fast jedes Kind, aber wie können wir das Problem mit der Futtermenge lösen?“, fragte Zora schliesslich.
Die Frage war durchaus berechtigt, denn auch die Zootickets waren in den letzten Jahren immer teurer geworden und weniger Familien konnten sich den Eintritt leisten, um die Tiere zu sehen.
„Zora, weisst du wie die Affen sich untereinander dafür bezahlen, sich das Fell lausen zu lassen?“, fragt Gisbert die verdutzt dreinschauende Zebradame.
„Klar, sie tauschen untereinander die schönen Steine aus dem Affenteich“, lacht Zora, „Wer die meiste Zeit mit lausen verbringt, dem gehören die meisten Steine und der kann sie wieder gegen Bananen tauschen.“
„Genau - und was würde passieren, wenn die Pfleger nun morgen eine Schubkarre mit Steinen aus dem viel grösseren Schildkrötenteich ins Affenhaus kippen würden?“, fragt Gisbert.
„Wenn alle ganz viele Steine haben, aber es trotzdem nur so viele Bananen wie sonst gibt, müsste man jetzt viel mehr Steine für eine Banane bezahlen!“
„Und genau das ist das Problem mit unserem Futterautomaten“, sagt Gisbert mit einem traurigen Gesicht. „Die Menschen können von den bunten Scheinen und dem Klimpergeld so viel machen wie sie wollen und deshalb wird alles immer teurer.“
„Aber wenn alle mehr davon haben, können die Kinder uns doch trotzdem unser Futter kaufen“, ruft Edgar aus dem Schlammloch, in dem er sich gerade wälzt.
„Albert ist der schnellste und stärkste Affe im Affenhaus“, erklärt Gisbert. „Wenn nun Pfleger Tom mit der Schubkarre voller Steine kommt, kann er sich viele von den Steinen für sich sichern. Für die älteren und langsamen Affen bleiben viel weniger übrig. Genauso ist das auch mit der Verteilung des Geldes bei den Menschen. Das habe ich in meinem Buch gelernt.“
„Aber wie sollte uns nun Bitcoin bei diesem Problem helfen? So einen neumodischen Quatsch brauchen wir hier nicht.“ Eine tiefe, durchdringende Stimme kam näher und schliesslich blickte Ruth hinter dem grössten Stein am Schildkrötenteich hervor.
Neugierig kam sie Gisbert, Zora und Edgar näher und stand schliesslich am Rande des Geheges der Riesenschildkröten.
„Guten Abend liebe Ruth“, hörte sich Gisbert sagen. „Ich wusste gar nicht, dass du noch wach bist.“
„Bei eurem Lärm kann ja keiner schlafen“, warf sie dem Trio entgegen. „Aber wo ich schon mal wach bin – bitte erkläre mir den Unterschied von Bitcoin zu dem Papiergeld der Menschen, und was hat das mit unserem Futterautomaten zu tun?“
Gisbert freute sich sichtlich sein Wissen der weisen Ruth präsentieren zu können. „Sehr gerne Ruth. Das Papiergeld der Menschen wird quasi aus dem Nichts erschaffen und mächtige Leute können entscheiden wie viel davon gedruckt wird. Eigentlich soll es so verteilt werden, dass alle Menschen die gleichen Möglichkeiten haben, Geld zu erlangen. Leider klappt das mit der Verteilung des Papiergelds nicht sehr gut und die Menschen, die schon viel haben, bekommen immer mehr davon. Bitcoin hingegen ist eine Art von digitalem Geld, das von niemandem kontrolliert wird. Niemand kann einfach mehr Bitcoin drucken und es gibt nur eine begrenzte Anzahl davon. Das macht sie im Gegensatz zum Papiergeld sehr wertvoll. Ich glaube, dass wir unseren Futterautomaten auf Bitcoin umstellen sollten, damit die Kinder das Futter mit dem Handy bezahlen können. Stell dir das mal vor: Jeder Besucher aus der ganzen Welt könnte ab sofort unser Futter einfach mit Bitcoin bezahlen. Und wenn wir Glück haben, werden die Portionen mit der Zeit sogar grösser.“
Noch in der selben Nacht heckten die Tiere den Plan aus, Gisberts Buch mit dem grossen ‚B‘ auf dem Einband vor der Türe des Zoodirektors zu deponieren.
Zusammen im Team erledigten sie die Aufgabe mit Leichtigkeit.