Wie funktioniert das aktuelle Geldsystem?

Der Zaubertrick unseres Geldsystems - Wie funktioniert die Schaffung von Geld und wie kommt es zur Inflation? Was würde mit Bitcoin anders sein?

Wie funktioniert das aktuelle Geldsystem?

Wir sind in den vorherigen zwei Beiträgen bereits darauf eingegangen, wie Geld entstanden ist und was ein gutes Geld überhaupt ausmacht. Heute wollen wir uns das aktuelle Geldsystem genauer ansehen. Wir werden dir zeigen, wie die Schaffung von Geld funktioniert und weshalb dies mehr oder weniger aus dem Nichts passiert. Zusätzlich erklären wir, wie es zur Inflation kommt und weshalb sie sogar gewollt ist. Was dagegen bei Bitcoin anders läuft, schauen wir uns abschliessend an.

Zu Beginn müssen wir jedoch kurz einige Begriffe für den weiteren Verlauf klären.

Notenbank bzw. Zentralbank:
Eine Notenbank ist die Bank der Banken. Es handelt sich um eine finanzielle Institution, die das Notenmonopol eines Landes innehat und über die Geldpolitik einer Währung entscheidet. Eine Notenbank wird auch Zentralbank genannt. Du hast sicher schon mal was von der EZB (Europäische Zentralbank) oder der SNB (Schweizerische Nationalbank) gehört.

Geschäftsbank:
Bei einer Geschäftsbank hast du ein Konto und gibst Überweisungen in Auftrag. Sie bewahrt dein Geld sowie eventuelle Wertpapiere auf und vergibt Kredite. Um nur mal einige Geschäftsbanken zu nennen: Deutsche Bank, Commerzbank, Raiffeisen, UBS...

Inflation:
Zu unterscheiden in Geldmengeninflation (die Ausweitung der Geldmenge einer Volkswirtschaft) und einer Preisinflation (Mögliche Folge einer Geldmengeninflation / Teuerung der Güter einer Volkswirtschaft).

Fiatgeld:
Tauschmittel im derzeitigen Finanzsystem, das nur auf Vertrauen basiert und keinen inneren Wert hat. Hier gehören unter anderem der Schweizer Franken, der Euro und der US Dollar dazu.

Bitcoin:
Eine neue Alternative zum aktuellen Geldsystem.

Wird Geld aus dem Nichts gedruckt?

Oft wird behauptet, dass das Geld aus dem Nichts erschaffen wird. Viele Leute verwenden auch die Formulierung Geld drucken. Doch entspricht das wirklich der Realität?

Die Präsidentin der EZB, Christine Lagarde, wirft leider keine frisch gedruckten Geldscheine aus ihrem Büro in Frankfurt, um Geld unter die Leute zu bringen. Nichtsdestotrotz sind die Zentralbanken aber in der Tat zuständig für den Druck von neuem Bargeld. Allerdings macht Bargeld mit 10% nur den kleinsten Teil der sich im Umlauf befindenden Geldmenge aus. Das meiste ist Buchgeld. Geld, das nur in den Büchern (bzw. in der Bilanz der Banken) steht. Vereinfacht gesagt: Die Zahl, die du auf deinem Kontoauszug siehst.

Während Geld drucken zwar nicht genau der Realität entspricht, ist Geld per Knopfdruck aber eine gute Metapher für die allgemeine Geldschöpfung im Fiatsystem. Denn Geld wird mithilfe von Krediten tatsächlich aus dem Nichts erschaffen. Das zu verstehen, ist aber bei weitem komplizierter als sich einen Gelddrucker vorzustellen.

Erstmals musst du dich vom Gedanken verabschieden, dass Geschäftsbanken das Geld der Sparer benötigen, um Kredite zu vergeben. Sparguthaben und Kredite haben nicht direkt etwas miteinander zu tun. Willst du beispielsweise einen Kredit von CHF 500'000.- für einen Hauskauf aufnehmen, muss die Bank dieses Geld gar nicht besitzen. Deine Geschäftsbank erschafft es einfach aus dem Nichts - solange sie dich für Kreditwürdig hält.

Wir verdeutlichen dies am Beispiel des Hauskaufs:

Die Geschäftsbanken geben dir einen Kredit von CHF 500'000.- und erhalten dafür jährlich ca. 4% Zinsen. Was passiert nun, wenn die Bank diese halbe Million aber nicht hat? Sie kann das Geld wiederum bei der Nationalbank leihen. Dafür müssen die Geschäftsbanken nur den Mindestreservesatz von 1-3% (je nach Land) bei der Nationalbank hinterlegen. Bei deinem Kredit müsste die Geschäftsbank also CHF 5'000.- bis 15'000.- als Reserve bei der Nationalbank hinterlegen. Aus CHF 5'000.- wurden also nur durch Knopfdruck und ohne Arbeitsleistung CHF 500'000.-.

Früher konnte die Zentralbank die Geldmenge noch durch den Mindestreservesatz steuern. Doch zunehmende Spekulationen und Gewinnorientierung der privaten Banken verunmöglichen dies. Heute wird die Geldmenge vor allem durch den Leitzins der Zentralbank gesteuert.

Der Leitzins regelt den Zinssatz, bei dem die Geschäftsbanken einen Kredit bei der Nationalbank erhalten. Er dient dann auch als Berechnung für den Zinssatz, den die Geschäftsbanken an ihre Kunden weiterverrechnen. Der Leitzins der EZB lag mehrere Jahre bei 0% (in der Schweiz sogar bei -0,75%). Damit konnten die privaten Banken also so viel Geld leihen, wie sie nur wollten. Dass sie dann auch möglichst viele Kredite vergaben, um Zinseinnahmen zu erzielen, liegt auf der Hand.

Aber die Ausweitung der Geldmenge wird noch komplizierter: Zusätzlich haben Geschäftsbanken vor allem während der Pandemie Staatsanleihen gekauft. Staatsanleihen sind eine Art Schuldtitel. Sie werden vom Staat ausgegeben, um schnell an Geld zu gelangen. Der Staat nimmt in dem Fall Schulden auf und verpflichtet sich, das Geld plus allfällige Zinsen nach einer gewissen Zeit der Geschäftsbank zurückzuzahlen. Damit konnten in der Krise Hilfspakete finanziert werden.

Auch hier besitzen die Geschäftsbanken das Geld für den Kauf von Staatsanleihen nicht wirklich. In Wirklichkeit kauft die Notenbank den Geschäftsbanken diese Staatsanleihen ab und erhöht damit wieder die Geldmenge. Eine Arbeitsleistung wurde auch hier von niemand vollbracht - das Geld wurde wieder per Knopfdruck erstellt.

💡
Diese obenstehende Erklärungen sind stark vereinfacht. Die Realität ist mit den heutigen Finanzprodukten weitaus komplizierter. Dennoch veranschaulicht es die Geldschöpfung sehr schön.

Man kann also tatsächlich sagen, dass das Geld aus dem Nichts erschaffen wird.

Wieso wird aber unser Bier teurer?

Wie Preisinflation entsteht

Wenn die Geldmenge erhöht wird, erhöht sich auch die volkswirtschaftliche Nachfrage nach Gütern. Und was passiert, wenn sich die Nachfrage zu einem Produkt steigt, aber dessen Angebot gleich bleibt? Die Preise steigen.

Erinnerst du dich an das Beispiel mit den Muscheln? Auf diese Weise erhöhen sich die Preise aller Produkte und Dienstleistungen. Eine starke Geldmengeninflation wird also unweigerlich eine Preisinflation mit sich bringen.

Die meisten Zentralbanken streben eine Inflationsrate von 2% pro Jahr an. Das soll den Konsum fördern und eine Wirtschaft stärken. Ob dieser Zielwert wirklich sinnvoll ist, werden wir in einem anderen Beitrag behandeln. Abonniere deshalb unseren Newsletter, um ihn nicht zu verpassen! Im Fazit erhältst du gleich aber schon mal einen Denkanstoss.

Was ist das aktuelle Problem mit der Inflation?

Momentan sind leider beide Phänomene eingetreten, die ein Produkt teurer werden lassen. Die Nachfrage ist durch die massive Geldschöpfung der Banken gestiegen und das Angebot wurde durch Pandemie-Massnahmen und den Ukraine-Konflikt reduziert. Zweistellige Inflationsraten sind die Folge. Und damit ein Risiko, dass mehr Menschen in die Armut gedrängt werden.

Was ist bei Bitcoin anders?

Bitcoin ist im Prinzip der Gegenentwurf zum Fiatsystem. Bei Bitcoin verringert sich die Inflation alle 4 Jahre beim sogenannten Halving. Das heisst, die neu in Umlauf gebrachte Geldmenge halbiert sich jeweils. Während vor 4 Jahren noch 12,5 Bitcoins alle 10 Minuten dazu kamen, sind es heute noch 6,25. Das Angebot von Bitcoin verknappt sich.

Dieser Mechanismus ist einer der Gründe, weshalb der Preis von Bitcoin (gemessen in Fiatwährungen) bei gleichbleibender Nachfrage nach oben gehen muss. Wenn die Kaufkraft im Laufe der Zeit zunehmen wird, kann von einer deflationären Währung gesprochen werden.

Hinzu kommt, dass niemand die Geldmengeninflation von Bitcoin beeinflussen kann. Sie ist programmiert und durch verschiedene Anreize abgesichert.

Fazit

Unser aktuelles Geldsystem und ein System unter Bitcoin haben grundsätzlich unterschiedliche Zielsetzungen:

Fiatsysteme fördern durch ihre Inflation Konsum. Das Geld muss verbraucht werden, denn auf dem Konto (oder unter der Matratze) wird es immer weniger wert. Es muss also in Konsumprodukte oder Investitionen fliessen, damit es für die Menschen einen grösseren Nutzen hat. Der Sparer wird bestraft.

Bitcoin hingegen fördert das Sparen. Es lohnt sich das erwirtschaftete Geld langfristig zu behalten, da Produkte in einem deflationären System mit der Zeit günstiger werden.

Viele Ökonomen sehen hier eine Schwachstelle von Bitcoin, da bei einem deflationären System die Schuldner im Nachteil sind. Nimmt der Geldwert kontinuierlich zu, steigt auch die relative Verschuldung. Investitionen werden nicht mehr getätigt und der Wohlstand nimmt ab. - So zumindest die Argumentation der Fiat-Ökonomen.

Was sie allerdings ausblenden? Der Konsum wird in einem deflationären System nicht gefördert. Eine Abwendung vom Überkonsum könnte vielleicht die vielversprechendste Lösung für einen gesunden Planeten sein. Wir würden keine Schulden aufnehmen, die wir der nächsten Generationen weitergeben.

Geniess die BitcoinReise und bis zum nächsten Mal.

Schau dir den Beitrag als Video an: