Was ist Geld?
In Zeiten galoppierender Inflation ist die Frage, die wir heute stellen, aktueller denn je: Was macht gutes Geld aus? Und was kann uns Bitcoin über Geld lehren?
Schnell ist es als selbstverständlich abgetan – Geld wird vom Staat an seine Bürger ausgegeben. In unserem Fall ist Geld nichts anderes als der Schweizer Franken oder der Euro. In der Geschichte der Menschheit haben wir jedoch schon viele verschiedene Dinge als Währung genutzt und uns dabei stetig weiterentwickelt.
Über kaum etwas machen wir uns so viele Gedanken wie um Geld. Aus gutem Grund, denn kaum etwas greift so sehr in unsere Lebensrealität ein, wie das Geld mit dem wir zahlen. Doch was ist Geld überhaupt und welche Funktionen erfüllt es?
Die drei Funktionen des Geldes
Damit etwas als Geld angesehen wird, muss es die folgenden drei Funktionen erfüllen:
• Tausch- bzw. Zahlungsmittel
• Recheneinheit
• Wertaufbewahrung
Weder der Schweizer Franken, der Euro, der US Dollar noch der Bitcoin erfüllt zurzeit alle Funktionen perfekt. Versuch dir bei den nachstehenden Erklärungen aber immer die unterschiedlichen Währungen im Hinterkopf zu halten.
Tausch- bzw. Zahlungsmittel
Diese Funktion ist intuitiv wahrscheinlich am leichtesten zu verstehen. Geld dient in erster Linie als Tausch- bzw. Zahlungsmittel. Erst damit wird ein Handel untereinander möglich. Geld muss ein Gut sein, das jeder als Bezahlung für seine Waren oder Dienstleistungen akzeptiert.
Konkret löst ein allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel folgendes Problem: Ein Bäcker bäckt Brot und will ein Auto kaufen. Nun ist es unwahrscheinlich, dass der Autohändler 25'000 Brote als Bezahlung akzeptiert. Beide haben also unterschiedliche Bedürfnisse. Der Bäcker muss zunächst mal 25'000 Brote für ein allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel verkaufen, mit dem er dann das Auto kaufen kann. Der Autohändler kann anschliessend mit dem erhaltenen Zahlungsmittel seine Bedürfnisse erfüllen.
Recheneinheit
Die nächste Funktion von Geld ist der Einsatz als Recheneinheit. Du kennst sicherlich die Masseinheiten Gramm, Meter und Liter. Auch beim Geld ist eine feste Einheit nötig, um Waren auf einem Markt zu bepreisen und vergleichen zu können. Erst dann kannst du entscheiden, ob du an der Bar lieber das Bier für CHF 7.00 oder den Cocktail für CHF 13.00 bestellst.
Zusätzlich muss Geld auch in kleinere Einheiten unterteilt werden können. Hier ein Beispiel, was damit gemeint ist:
100 Zentimeter = 1 Meter
100 Rappen = 1 Schweizer Franken
Wie das wohl beim Kuhhandel ausgesehen hat?
Wertaufbewahrung
Die letzte wichtige Funktion, die Geld erfüllen muss, ist die Wertaufbewahrung. Geld muss den Wert in die Zukunft tragen können. Ausserdem sollte der Wert so stabil wie möglich sein. Erst damit kann auf grössere Anschaffungen in Zukunft gespart werden. Auch hier ist eine Kuh nicht geeignet, da ihr Wert mit steigendem Alter stark abnehmen würde.
Denkst du, der Schweizer Franken oder der Euro erfüllt diese Funktion mit der aktuellen Inflation noch?
Was macht gutes Geld aus?
Nachdem wir definiert haben, was Geld ausmacht, schauen wir uns nun an was gutes Geld ausmacht. Der Autor eines der bekanntesten Bücher über Bitcoin hat die 8 essenziellen Eigenschaften von Geld bestmöglich zusammengefasst. Nach dem Buch Das bullische Plädoyer für Bitcoin von Vijay Boyapati sind das die folgenden:
• Langlebigkeit: Geld sollte nicht verderben und schwer zerstörbar sein.
• Mobilität: Geld sollte leicht transportierbar und leicht zu lagern sein.
• Fungibilität: Jede Einheit des Geldes muss austauschbar mit einer anderen sein.
• Überprüfbarkeit: Geld muss leicht auf Echtheit überprüft werden können.
• Teilbarkeit: Geld muss sich in praktische, möglichst kleine Einheiten unterteilen lassen.
• Seltenheit: Geld muss selten sein und als rar wahrgenommen werden.
• Historie: Geld sollte bereits lange verfügbar sein und Vertrauen geniessen.
• Zensurresistenz: Geld sollte vor Eingriffen Dritter geschützt sein.
Die 8 Eigenschaften überschneiden sich teilweise mit den 3 Funktionen des Geldes. So wird die Funktion Wertaufbewahrung gut erfüllt, wenn das Geld langlebig und selten ist. Die Funktion Recheneinheit deckt sich mit der Fungibilität und der Teilbarkeit.
Wenn man sich diese Punkte anschaut, erfüllt unser heutiges Geld im Gegensatz zum früheren genutzten Geld (wie Muscheln und Steine) schon einige Punkte. Steine sind zum Beispiel nicht mobil, nicht fungibel, nicht teilbar und auch nicht selten. Daraus ergeben sich im Alltag grosse Herausforderungen.
Fiatgeld, wie der Schweizer Franken oder der Euro, schneiden ganz gut ab. Nur die Punkte Seltenheit und Zensurresistenz werden nicht erfüllt. Denn Fiatgeld kann beliebig vermehrt und Konten können eingefroren werden. Zusätzlich können Transaktionen untersagt und überwacht werden. Leider machen es genau diese beiden Eigenschaften zu einem schlechten Wertspeicher. Was bringt es, sein Vermögen mit einem Geld zu speichern, dass beliebig vermehrbar ist und dessen Transfer dir verboten werden kann?
Könnte Bitcoin gutes Geld sein?
Legen wir die 3 Funktionen von Geld bei Bitcoin an, so kann man festhalten, dass Bitcoin heute noch nicht als Geld in unserer Gesellschaft fungiert. Obwohl schon einige Menschen Bitcoin als Wertaufbewahrung nutzen, sind die beiden anderen Funktionen (Zahlungsmittel und Recheneinheit) bisher kaum vertreten. Die wenigsten Händler akzeptieren Bitcoin und noch weniger schreiben ihre Preise in Bitcoin aus. Trotzdem wäre Bitcoin theoretisch bestens dazu geeignet, alle Funktionen zu erfüllen. Wieso das so ist, schauen wir uns am besten nochmal anhand der 8 Eigenschaften von gutem Geld an.
• Langlebigkeit: Bitcoin kann nicht verderben, da es nur digital existiert und dezentral ist. Die einzige theoretische Möglichkeit Bitcoin zu zerstören wäre mit einer 51%-Attacke. Das ist aber extrem unwahrscheinlich.
• Mobilität: Ein digitales Geld ist leicht zu transportieren und zu speichern. Theoretisch kann man nur mit der Seed-Phrase im Kopf das Geld überall auf der Welt hin mitnehmen.
• Fungibilität: Jeder Bitcoin wird im Netzwerk gleich erstellt und behandelt.
• Überprüfbarkeit: Don’t trust, verify! Die Echtheit einer Transaktion ist für jeden auf der Blockchain einsehbar.
• Teilbarkeit: Ein Bitcoin kann in 100 Millionen Teile geteilt werden. Im Lightning Netzwerk sogar noch kleiner.
• Seltenheit: Es wird mit den aktuellen, sehr schwer zu ändernden Parametern im Netzwerk niemals mehr als 21.000.000 Bitcoins geben. Auch die neu geschaffene Geldmenge ist begrenzt.
• Historie: Bitcoin existiert erst seit 13 Jahren. Hier sind andere Arten von Geld Bitcoin einige Jahre (oder im Fall von Gold Jahrtausende) voraus.
• Zensurresistenz: Niemand kann deine Transaktion im Netzwerk unterbinden, du musst niemanden um Erlaubnis fragen und dein Konto kann nicht gesperrt werden.
Fazit
Wenn Bitcoin so gut als Geld fungieren könnte – wieso bezahlen wir dann noch nicht überall mit Bitcoin? Warum haben wir noch keinen Bitcoin Standard? Die Antwort lautet: Das Greshamsches Gesetz.
"Schlechtes Geld verdrängt gutes Geld" ist die Aussage dieses ökonomischen Gesetzes. Auch wenn das erstmal unlogisch klingt, hat Sir Thomas Gresham mit seiner Aussage recht. Da Bitcoin nach mehreren Parametern das bessere Geld ist, geben die Menschen lieber zuerst ihre Euro, Dollar oder Franken aus. In Erwartung einer Wertsteigerung des besseren Geldes (in diesem Fall Bitcoin) wird dieses weiter angespart und nur im Notfall verwendet.
Dazu kommt natürlich die Tatsache, dass Bitcoin auf der Welt noch nicht bekannt genug ist, um flächendeckend als Währung eingesetzt zu werden. Die wenigen Early Adopter gehen aber fast ausnahmslos nach dem Greshamschen Gesetz vor und geben ihre Bitcoins nicht aus.
Unser aktuelles Geld zeigt momentan sehr eindrucksvoll, dass eine der 3 grundlegenden Funktionen von Geld nicht mehr gegeben ist. Oder denkst du, bei Inflationsraten von 10% in der Eurozone kann man noch von einem Wertspeicher sprechen?
Theoretisch erfüllt Bitcoin alle Funktionen des Geldes und kann entsprechend als gutes Geld angesehen werden. Ob die Theorie zukünftig auch Praxis wird, werden wir sehen. Wir sind allerdings überzeugt, dass die Adaption von Bitcoin weiter zunehmen wird.
Geniess die BitcoinReise und bis zum nächsten Mal.