Wie ein Krieg die Bitcoin-Community spaltete: The Blocksize War! ⚔️
Der Blocksize Krieg war ein Kampf über die Grösse der Blockchain-Blöcke von Bitcoin, der zwischen 2015 und 2017 stattfand. Er spaltete die Community in zwei Lager: Big Blockers und Small Blockers. Doch wie kam er zustande? Und wie lief er ab?
Wir schreiben den 15. August 2015. Der Preis von Bitcoin liegt bei 263 USD.
In der Bitcoin Community schwelt ein richtungsweisender Konflikt über die optimale Grösse der Datenblöcke, die in der Bitcoin-Blockchain verarbeitet werden können.
Was zunächst aussieht wie ein marginales Detail in der Konfiguration von Bitcoin, wird schnell zu einer Machtdemonstration der dezentralen Konsensfindung.
Der Blocksize Krieg hat offiziell begonnen.
Was du zuvor wissen musst
Bevor ich dir die Geschichte des Blocksize Kriegs erzähle, ist es wichtig, dass du verstehst, was ein Block im Bitcoin Netzwerk überhaupt ist.
Stark heruntergebrochen ist ein Block eine Sammlung von Daten.
Es sind Daten wie der Zeitpunkt, an dem der Block erstellt wurde, der Hashwert des vorherigen und aktuellen Blocks und viele mehr. Vor allem sind es aber Transaktionsdaten. Also Daten darüber, wer wem wieviel Bitcoin gesendet hat.
Die Grösse des Datenblocks (bzw. auf Englisch: Blocksize) ist grundsätzlich auf 1 MB beschränkt. Konkret bedeutet das, dass nur eine gewisse Anzahl an Transaktionen in einem Block Platz finden. Denn jede Transaktion nimmt einen gewissen Speicherplatz im Block ein.
Bildlich kannst du dir den Block wie einen Bus und die Transaktionen wie die Fahrgäste vorstellen.
Die Fahrgäste warten an der Haltestelle auf den Bus. Sobald er erscheint, stürzen sich die Gäste auf einen Platz. Es gibt jedoch nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen. Sind die Plätze einmal gefüllt, müssen die anderen Fahrgäste an der Haltestelle auf den nächsten Bus warten. Im Bitcoin Netzwerk fährt durchschnittlich alle 10 Minuten ein neuer Bus ab.
Nun aber zurück zum Blocksize Krieg.
Der Blocksize Krieg - Eine Geschichte
An diesem berühmten Samstag (dem 15. August 2015) geschah etwas, dass die Bitcoin-Community erschütterte.
Zwei der prominentesten und angesehensten Entwickler, Mike Hearn und Gavin Andresen, veröffentlichten eine neue Version von Bitcoin. Eine Version namens Bitcoin XT. Anstatt ein Limit von 1 MB sollte Bitcoin XT ein Limit von 8 MB haben. Dieses werde sich alle 2 Jahre verdoppeln, bis es im Jahr 2036 bei etwa 8'000 MB bzw. 8 GB liegen würde.
Grund dafür war, dass die Blöcke von Bitcoin bereits beinahe voll waren.
Sollte die Nutzung weiter zunehmen, würde das Netzwerk zu langsam und zu teuer werden. Und das bedeutet, dass Bitcoin niemals als globales Zahlungsmittel fungieren könnte. Das Wachstum des Netzwerks würde stoppen und andere Kryptowährungen würden Bitcoin von seinem Thron stossen.
Es herrschte nahezu Einigkeit in der Community, dass das 1 MB Limit zu klein sei. Es gab jedoch keine Einigkeit darüber, wie es geändert werden sollte und in welcher Höhe.
Das war schliesslich der Grund, weshalb Bitcoin XT im November 2015 scheiterte.
Die Situation war jedoch weit weg von einem Ende.
Big Blockers vs. Small Blockers
Hinter den Kulissen spielte sich eine ganz andere Geschichte ab.
So drehte sich die Auseinandersetzung schnell nicht mehr nur um die optimale Blockgrösse, sondern ging direkt zum Kern der DNA von Bitcoin.
Wer hat die grösste Macht im Netzwerk? Die Miner, oder die Nodes? Wie schwierig sollte es sein, die Regeln zu ändern? Relativ leicht, oder sehr schwierig? Und wie sieht die Zeitpräferenz aus? Wie ein Tech-Startup, das in kurzer Zeit Marktanteile gewinnen sollte, oder wie ein langfristiges Projekt, das Jahrzehnte im Voraus geplant werden sollte?
All diese Fragen führten dazu, dass sich die Bitcoin Community in zwei Lager teilte:
Big Blockers und Small Blockers.
Während sich Big Blockers für die Erhöhung der Blockgrösse aussprachen, waren Small Blockers dagegen. Während Big Blockers eine hohe Zeitpräferenz hatten und kurzfristig Marktanteile gewinnen wollten, hatten Small Blockers eine niedrige Zeitpräferenz und dachten langfristiger. Und während Befürworter von grösseren Blöcken Unternehmen und Mining-Farmen waren, unterstützte das einfache Bitcoin Volk (welches in der Bitcoin-Sprache auch Pleb genannt wird) die ursprüngliche Blockgrösse.
Die Argumente der Big Blockers waren einfach zu verstehen. Grössere Blöcke bedeuteten einerseits, dass mehr Transaktionen verarbeitet werden. Und andererseits, dass man nicht so lange auf eine Bestätigung warten müsse, da die Blöcke nicht immer voll seien. Die Transaktionsgebühren würden tiefer bleiben, was die Benutzerfreundlichkeit zusätzlich verbessere.
Demgegenüber standen die Small Blockers.
Sie wussten, dass steigende Gebühren für das langfristige Überleben der dezentralen Währung von zentraler Bedeutung ist. Zusätzlich betonten sie, dass eine Vergrösserung der Blöcke zur Zentralisierung führen wird. Denn wenn jeder Datenblock (und damit die gesamte Blockchain) grösser wird, braucht eine Node mehr Speicherplatz. Das führe dazu, dass sich weniger Nutzer eine eigene Full Node leisten können. Und weniger Full Nodes würde die Dezentralität und Sicherheit des Netzwerks gefährden.
Trotz der intensiven Diskussionen und Streitigkeiten im Laufe des Jahres 2016 führten keine der vorgeschlagenen Lösungen zu einem Konsens innerhalb der Community. Die Fronten verhärteten sich, und der Graben zwischen den verschiedenen Lagern wurde grösser und grösser.
Der Blocksize War erreichte seinen Höhepunkt im Sommer 2017.
SegWit, Bitcoin Cash und das Ende des Kriegs
Inmitten des Chaos gab es einige Entwickler, die an einer Lösung des Skalierungsproblems arbeiteten. Eine Lösung, die (im Gegensatz zur einfachen Erhöhung der Blockgrösse) kein Risiko für die Sicherheit und Dezentralität darstellte.
Schliesslich wurde SegWit vorgestellt – ein Protokoll-Upgrade für die Bitcoin-Blockchain.
SegWit ist ein Soft Fork (also eine Abspaltung, die kompatibel mit der vorhandenen Kette ist). Das Upgrade entfernt digitale Signaturen aus den Transaktionsdaten und verschiebt sie in einen separaten Bereich. Die Blockgrösse beträgt weiterhin 1 MB, wird aber durch den Anhang um weitere 3 MB ergänzt.
Das erlaubt es, mehr Transaktionen in einem Block zu verarbeiten. Ausserdem ermöglicht es den Einbau von Second-Layer-Lösungen wie das Lightning Netzwerk.
Tatsächlich schaffte es SegWit, am 21. Juli 2017 implementiert zu werden.
Bedeutete das, dass Ende des Kriegs?
Nein. Die Spannungen innerhalb der Community blieben bestehen.
Denn einige Big Blockers sahen SegWit als Angriff der Small Blockers und befürchteten, dass es das Skalierungsproblem nicht lösen würde.
Es brauche einen Hard Fork.
Aus diesem Grund spaltete sich am 1. August 2017 eine andere Version von Bitcoin ab. Eine Version, die SegWit nicht übernahm und die Blockgrösse auf 8 MB erhöhte. Eine Version, namens Bitcoin Cash.
Bitcoin Cash konnte zu Beginn eine beachtliche Akzeptanz bei Händler erlangen.
Unternehmen freuten sich über die niedrigeren Gebühren und die schnelleren Transaktionen.
Doch die Kryptowährung verlor von Tag zu Tag an Relevanz.
Heute benutzt kaum noch jemand Bitcoin Cash. Die Blöcke bleiben fast leer und haben lediglich eine Grösse von etwa 0.1 MB. Zusätzlich gibt es kaum Nodes, die das Netzwerk absichern. Das macht die Kryptowährung zentralisiert und unbrauchbar.
Genauso sieht es mit allen anderen Abspaltungen aus, die im Zuge der Debatten entstanden sind.
Der Blocksize Krieg kann nun offiziell als beendet angesehen werden.
Fazit
Was wir daraus lernen?
Nicht nur konnte Bitcoin seine Blockgrösse mehr oder weniger verteidigen, er hat sich nicht von Versprechungen der Industriegrössen beugen lassen. Er hat belegt, dass Nodebetreiber das letzte Wort haben. Und er hat bewiesen, dass sich langfristiges Denken lohnt.
Kurzum: Der Blocksize Krieg hat gezeigt, welche Werte Bitcoin wirklich vertritt.